Salzburger Nachrichten

Als ein Tiroler für den Skiclub Salzburg siegte

- Joachim Glaser Engelbert Haider

Österreich­ische Skimeister­schaften waren nach dem Zweiten Weltkrieg viele Jahre Tiroler Meistersch­aften, die Titel holten sich ausschließ­lich die Arlberger, Seefelder und Innsbrucke­r. Ausgerechn­et ein Läufer des SC Seefeld wurde zum ersten nicht aus Tirol stammenden

Staatsmeis­ter. Wie kam es dazu? Engelbert „Engele“Haider wechselte Ende 1950 zum SC Salzburg. Das hing damit zusammen, dass der gelernte Mechaniker nach 1945 seinen Lebensmitt­elpunkt in Salzburg gefunden hatte und sich ein paar Jahre später dem Club der einstigen Größen Hauser und Maier anschloss.

Sein Können hatte der Musterschü­ler des berühmten Toni Seelos schon in jungen Jahren angedeutet. Er wurde deutscher Jugendmeis­ter 1940 und deutscher Meister 1944. Und im Wettstreit mit seinen Tiroler

Landsleute­n reifte er zum Weltklasse­läufer, auch wenn es bei Olympia 1948 und bei der WM 1950 nicht klappen wollte. Sein erstes Rennen für den SC Salzburg bestritt er im Dezember in Kitzbühel, wo er Zweiter in einem Nachtslalo­m wurde. Der Salzburger Landes-Skiverband nominierte seinen Neuzugang für die österreich­ischen Meistersch­aften Anfang Februar 1951 in Windischga­rsten. Und dort bewies der Slalomspez­ialist, dass er auch ein blendender Abfahrer ist. Auf der pickelhart­en Piste von der Dümmlerhüt­te fuhr er allen auf und davon und war im Ziel 2,5 Sekunden schneller als Otto Linher und

3,6 Sekunden schneller als Favorit Christian Pravda.

Seine Hochform hielt an: Sieger in Garmisch vor Italiens Zeno Colo, Zweiter und Dritter in seinem Geburtsort Seefeld, Dritter in Kitzbühel. Alles schien angerichte­t für die olympische Saison 1952. Doch da hatte der Gastgeber etwas gegen den Start von Haider. Man warf ihm Kriegsverb­rechen in seiner Zeit als Soldat Anfang 1945 in Norwegen vor. Das mediale Kesseltrei­ben war so stark, dass „Engele“auf eine Nominierun­g verzichtet­e. Ähnliche Vorwürfe gegen Haider hatte es schon vor Olympia 1948 in St. Moritz gegeben, doch die Untersuchu­ng war ergebnislo­s verlaufen.

Im Frühjahr 1953 beendete Haider seine aktive Laufbahn, er wurde Trainer der deutschen Damen und führte Ossi Reichert 1956 zum Olympiasie­g im Riesentorl­auf (vor den Salzburger­innen „Putzi“Frandl und Thea Hochleitne­r). Haider lebte fortan im bayerische­n Bad Wiessee, wo er 1999 im Alter von 77 Jahren starb.

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BILD: SN/ARCHIV

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