Millionenbetrug mit Gold
Einer der größten Anlagebetrugsfälle seit Jahren in Österreich kommt im März in Salzburg vor Gericht. Verkauft wurde ein Sparplan mit Edelmetallen, mehr als 2000 Kunden sind geschädigt.
SALZBURG, WIEN. Es klang verlockend – in monatlichen Sparbeträgen schon ab 50 Euro könne man sich ein kleines Vermögen in Gold oder Silber aufbauen und am Ende könne man wählen, ob man das Edelmetall haben wolle oder doch den Gegenwert in Geld. Das Geschäftsmodell der Firma Goldprofessionell mit Sitz in Wals-Siezenheim wurde auch damit beworben, dass die Veranlagung bei dem Unternehmen mit Zentrale in der Schweiz so sicher sei wie ein staatlich geförderter Bausparvertrag.
Einige Jahre lief das 2010 begonnene Geschäft mit dem sogenannten „relaXXbonusplan“auch ganz gut – als sich aber die Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei den Behörden in Österreich und der Schweiz häuften, brach das Kartenhaus im Jahr 2016 zusammen. Unter dem Strich blieb ein Schaden von mehr als zwölf Mill. Euro.
Für einen Teil davon, immerhin 5,1 Mill. Euro, müssen sich nun zwei Männer in Salzburg vor Gericht wegen schweren Betrugs verantworten, wie der Sprecher des Landesgerichts, Peter Egger, auf Anfrage bestätigte. Ab 15. März sind fünf Verhandlungstage vorgesehen. Bemerkenswert: Es haben sich 848 Geschädigte als Privatbeteiligte dem Strafverfahren angeschlossen. Darunter sind nur vereinzelt Kunden, die mehr als 10.000 Euro Verlust beklagen, sehr viele typische Kleinsparer verloren vierstellige Beträge.
Angeklagt sind Thorsten K., ein 53-jähriger Deutscher, der zuletzt als Hilfsarbeiter in Salzburg lebte, und Mathias L., ein 58-jähriger Steirer, der im benachbarten Bayern als Pensionist lebt. Der Steirer ist einschlägig vorbestraft, er erhielt 2012 zwei Jahre teilbedingte Freiheitsstrafe, weil er Investoren Gelder für die angebliche Vermarktung eines Salatdressings herausgelockt hatte.
Das von den beiden Männern aufgezogene Geschäft wird in der Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft als „Schneeballsystem“bezeichnet. Letztlich hätten die beiden Drahtzieher, die die Vorwürfe bisher in Abrede stellten, nichts anderes geplant, als Kundenansprüche mit dem frisch einbezahlten Geld von Neukunden zu befriedigen. Die Staatsanwaltschaft stützt sich auf eine Zahlungsstromanalyse, die durch Wirtschaftskriminalisten der Salzburger Polizei erstellt wurde.
Doch dazu kam es größtenteils gar nicht, denn das Einschreiten der Schweizer Finanzaufsicht bereitete dem Treiben von Goldprofessionell ein Ende. Anders als in Österreich sah die Schweizer Behörde beim Goldsparplan ein sogenanntes Einlagengeschäft, wofür eine Bankkonzession nötig gewesen wäre.
Wohin all das Geld floss, ist unklar, für die Staatsanwaltschaft wurde es von den Geschäftsführern für private Zwecke verwendet. Unter anderem wurden demnach 1,5 Mill. Euro in einen interaktiven Stadtführer für Salzburg (LookItApp) investiert, der aber aus technischen Gründen nie marktreif wurde.
Neben dem schweren Betrug wird den Angeklagten auch betrügerische Krida, Fälschung von Beweismitteln und die Nichtabführung von Sozialversicherungsbeträgen von mehr als 40.000 Euro vorgeworfen. Hinter der Krida verbergen sich Vorgänge mit Edelmetallen, die angeblich in Spanien und Griechenland verarbeitet werden sollten, doch leider seien sie bei einem Transport in Ungarn geraubt worden. Hier geht es um Edelmetalle im Wert von mehr als einer halben Million Euro – in diesem Ausmaß seien die Gläubiger geschädigt worden. Laut Anklage ergaben die Ermittlungen, dass sogar ein Polizeibericht aus Ungarn gefälscht war und der Überfall gar nicht stattgefunden hatte.
In dem Fall wurden zahlreiche Zivilklagen geführt, unter anderem vom Wiener Anwalt Wolfgang Haslinger. Er macht darauf aufmerksam, dass sich weitere Geschädigte nach wie vor als Privatbeteiligte dem Verfahren anschließen können. Gleichzeitig kritisiert Haslinger, dass die Finanzmarktaufsicht in Österreich hier hätte warnen müssen. Schließlich habe Goldprofessionell Geld für Bruchteile von Goldbarren und -münzen entgegengenommen wie eine Bank. Die Zivilverfahren richteten sich auch gegen einen Schweizer Notar, der der Firma Goldprofessionell mit gefälschten Prüfberichten half, gegenüber den Kunden eine weiße Weste zu behalten. Gegen den Mann wird in der Schweiz separat ermittelt.