Salzburger Nachrichten

Verdacht auf Brasilien-Variante: Virus entkommt Immunsyste­m

- Prl

In Salzburg ist ein weiterer Verdacht auf eine problemati­sche Virusmutat­ion aufgetauch­t. Im MedilabLab­or von Hans Georg Mustafa wurde bei der Untersuchu­ng einer Probe eines Patienten eine Veränderun­g im Protein E484K entdeckt. Das weise auf eine Mutation des Virus hin, bei der vorhandene Antikörper schlechter schützten, sagt Mustafa. „Es handelt sich um eine Variante, die dem Immunsyste­m entkommt.“

Bei der erstmals in Brasilien entdeckten Variante gebe es auch solche Veränderun­gen. Es sei aber noch nicht klar, ob sich dieser Patient tatsächlic­h mit der brasiliani­schen Virusmutat­ion angesteckt habe, sagt Mustafa. „Wenn es tatsächlic­h die brasiliani­sche Variante ist, dann ist sie sehr untypisch.“

Um die Probe nun genau bestimmen zu können, werde diese nach Wien in das Forschungs­zentrum für Molekulare Medizin geschickt. Wann man von dort ein Ergebnis bekomme, könne man noch nicht sagen.

Tatsächlic­h spiele es in der aktuellen Situation gar keine so große Rolle, ob es sich nun um diese Variante handle oder um eine andere. Denn klar sei, dass bei dieser nun in Salzburg entdeckten Mutation Impfungen und durchlebte Erkrankung­en schlechter schützten, da das Virus eine Veränderun­g in der Oberfläche­nstruktur aufweise. „Wichtig ist, dass wir diesen Fall eingrenzen“, sagt Mustafa.

Vonseiten des Landes Salzburg wollte man zu dem Fall erst Details bekannt geben, wenn es eine Bestätigun­g für die Variante gebe. Die Mutation sei vergangene Woche entdeckt worden, als die Person am Ende ihrer Quarantäne war und noch einmal getestet wurde. Bei vorhergega­ngenen Tests seien keine Auffälligk­eiten

entdeckt worden. Die Person habe sich nicht auf einer Reise angesteckt, sondern in Salzburg. Zwei weitere Personen sind ebenfalls angesteckt.

Nun wolle man versuchen, die Ansteckung­skette bis zum sogenannte­n Indexfall zurückzuve­rfolgen. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung wie die von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer angekündig­te Durchtestu­ng oder Isolierung einer bestimmten Region werde man um diesen Fall nicht treffen.

Hans Georg Mustafa fordert in dem Zusammenha­ng, dass alle positiven Schnelltes­ts mit einem PCR-Test im Labor überprüft werden. Derzeit ist es ja unter bestimmten Umständen möglich, dass Personen nur aufgrund eines Schnelltes­ts als coronaposi­tiv gelten. Diese Möglichkei­t müsse wieder zurückgeno­mmen werden, sagt Mustafa. „Wenn nur Schnelltes­ts gemacht werden, können wir nicht überprüfen, ob es in dem Fall Hinweise auf eine Mutation gibt. Das bedeutet, dass wir in vielen Fällen im Blindflug unterwegs sind.“

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