„Ein bisschen Musik, ein bisschen Kultur“in Vorarlberg
Das westlichste Bundesland darf ab 15. März öffnen. Österreichweit will man Öffnungsschritte „noch im April“setzen.
„Ich habe für alles Pläne“, sagt Stephanie Gräve. Also teilte die Intendantin des Vorarlberger Landestheaters der Kulturpolitik mit, am 19. März aufsperren zu können. Am Montag wurde aus den Plänen ein realistisches Szenario: Aufgrund niedriger Infektionszahlen darf das westlichste Bundesland Österreichs ab 15. März weitere Öffnungsschritte setzen – auch in der Kultur.
„Unser Schauspielprogramm könnte ich innerhalb von zwei Wochen hochfahren“, sagt Gräve. „Unser Publikum scharrt mit den Hufen, wir könnten genug Besucher ins Haus bringen.“Sie sei auch „wild entschlossen, im Theater Tests anzubieten“. Als erstes Stück nach der Öffnung sei „Alle meine Söhne“von Arthur Miller möglich. Aber auch im Vorzeigebundesland Vorarlberg sind die Öffnungsschritte noch unklar. „Sehr verantwortungsvoll, aber mit etwas Mut“werde Vorarlberg diese Schritte umsetzen, sagte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) nach dem Treffen mit der Bundesregierung. Das kulturelle Angebot soll demnach vorerst der jüngeren Generation zur Verfügung stehen. „Kinder und Jugendliche brauchen Kontakte unter Gleichaltrigen“, diesen möchte man „ein bisschen Musik, ein bisschen Kultur“bieten.
Was österreichweite Öffnungsschritte in der Kultur betrifft, blieb Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vage: „Unser Ziel ist eine Öffnungsperspektive noch im April.“
Dieser Plan würde etwa für Salzburg bedeuten, dass die Osterfestspiele ein weiteres Jahr um die Ausrichtung bangen müssten: Das Festival soll in verkürzter Form von 2. bis 5. April stattfinden. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kündigte Öffnungsschritte für die Kinos, Theater- und Opernhäuser „für April oder Mai“an. Wie auch in der Gastronomie gelte: „Draußen ist besser als drinnen.“
Alles andere als strahlende Kulturperspektiven also. Am Freitag hatte sich Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) noch optimistisch gezeigt: Die Kultur – von der Staatsoper bis zum kleinen Bühnenverein – biete „sichere Räume“, sagte sie angesichts einer deutschen Studie zu Aerosolen, Lüftungen und Mund-Nasen-Schutz in Theaterund Konzertsälen. Diese sind – ebenso wie Kinos – bereits seit vier Monaten geschlossen. Anders die Museen, Ausstellungshäuser und Bibliotheken: Sie sind seit 8. Februar wieder für Besucher offen.
Vor allem in Museen, die sonst von vielen Touristen besucht werden, ist der Besucherschwund drastisch: Das Belvedere in Wien berichtet laut APA von 6844 Besuchern von 9. bis 28. Februar; im gleichen Vorjahreszeitraum waren es mit 63.135 gut neun Mal so viele gewesen. Bei der Albertina betrug der Besucherrückgang 70 Prozent, im Museum der Moderne in Salzburg 60 Prozent. Positiver bilanzierte die Wiener Staatsoper: Weil das Haus seit November nicht vor Publikum spielen kann, wurde ein Kunst- und Architekturrundgang angeboten. Bereits 6800 Besucher nutzten das Angebot im Februar. Das Salzburger Landestheater nimmt die Idee auf und öffnet ab 4. März seine Pforten als Museum: Die Besucher können durch die Foyers schlendern, wo Schautafeln die 400-jährige Geschichte des Hauses nachzeichnen.
Parallel dazu führt das Haus seine Revision durch, die sonst zum Saisonende ansteht. „Von 8. bis 22. März machen wir das Theater dicht“, sagt Intendant Carl Philip von Maldeghem. Mit einer Öffnung vor Ostern hatte man offenbar ohnehin nicht gerechnet.