Wenn Microsoft drei Mal klingelt
Betrügerische Anrufe von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern häufen sich wieder. Wie man damit umgehen sollte.
Gleich sieben Mal läutete bei einem SN-Leser in den vergangenen Tagen das Telefon – und zwar wegen desselben Anliegens. Vermeintliche Mitarbeiter des Windows-Entwicklers Microsoft wollten dem Anifer bei einem PCProblem helfen. Viren hätten sich über seinen Computer hergemacht. Um zu verhindern, dass der Rechner gesperrt werde, müsse man ihn schleunigst reparieren. Dafür bräuchten die Anrufer aber vollen Zugriff auf den PC.
Der Anifer gewährte den angeblichen Microsoft-Angestellten glücklicherweise keinen Zugang zu seinem Computer. Vielmehr drohte er mit der Polizei. Und das aus gutem Grund: Derartige Anrufe gibt es mittlerweile seit gut sieben Jahren. Dahinter stecken keine Microsoft-Mitarbeiter, sondern Onlinebetrüger, die zumeist von indischen Callcentern aus operieren. Ihr Ziel ist es, an persönliche Daten der Anrufer zu kommen. Zum Beispiel an Bankoder Kreditkarteninformationen. Es sind gar
Fälle belegt, bei denen es den Betrügern gelang, Gutscheinnummern abzugreifen. Und zum Teil reicht die Masche noch weiter: Studenten wurde von manchen Anrufern ein Praktikum bei Microsoft in Aussicht gestellt – wenn sie 5000 Dollar (4150 Euro) überweisen.
Doch wie soll man sich verhalten, wenn die vorgeblichen Microsoft-Mitarbeiter anrufen? Sowohl die Polizei als auch Microsoft (das echte Unternehmen) raten, die Telefonate umgehend zu beenden. Panik ist dabei fehl am Platz: Solange man weder sensible Daten verraten noch auf Zuruf irgendwelche Software installiert hat, kann im Grunde nichts passieren.
Die betrügerischen Anrufe als solche zu entlarven ist indessen simpel: Wie Microsoft in der Vergangenheit mehrfach bestätigte, kontaktiert das Unternehmen seine Kunden niemals ungefragt. Und selbst auf vorher gestellte Kundenfragen erfolgen Hilfestellungen fast ausschließlich per E-Mail. Zudem würden echte
Microsoft-Mitarbeiter nie nach Kontodaten fragen oder eine Vorauszahlung verlangen.
Und was soll man tun, wenn man bereits in die Falle getappt ist? Hat ein Betroffener Kreditkartendaten weitergegeben, sollte er die Karte umgehend sperren lassen. Wurde hingegen bereits Software installiert, muss der Computer sofort vom Netz genommen werden. Im Anschluss sollte ein Experte die Programme deinstallieren und prüfen, ob es weitere Schlupflöcher im System gibt. Zudem müssen die relevanten Passwörter geändert werden. Wichtig: Die Kennwörter müssen von einem anderen Gerät aus neu vergeben werden.
Parallel rät Microsoft dazu, die Fälle bei der Polizei anzuzeigen – und sie auch online zu melden. Der Link zum Formular: MICROSOFT.COM/REPORTASCAM
Digitalwelt? RALF.HILLEBRAND@SN.AT