Einprügeln auf das Virus
Mexikos berühmte Piñata-Bauer haben seit mehr als einem Jahr kaum noch nennenswerten Umsatz. Denn sie basteln ihre mit Süßigkeiten gefüllten Pappmaché-Figuren vor allem für Kindergeburtstage, Familienfeste und andere Feiern. Und die fielen und fallen pandemiebedingt fast vollständig aus. Einige Handwerker haben komplett aufgegeben, andere arbeiten jetzt auf Märkten als Obst- und Gemüseverkäufer.
Iván Mena Álvarez aber denkt gar nicht ans Aufgeben. Er ist in vierter Generation stolzer Pappmaché-Handwerker. So geht es vielen, die meisten Piñata-Bauer stammen aus Familien, die sich dieser Kunst seit Generationen widmen. Das Handwerk reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert.
Gemäß der Tradition wird die Piñata aufgehängt und die Gäste des Fests schlagen mit einem
Stock reihum darauf ein, bis sie birst und Bonbons und Kekse freigibt. Mena Álvarez hat nun ein Modell gefertigt, an dem sich die Menschen richtig abarbeiten können. Er hat eine giftgrüne VirusPiñata erfunden mit finsterem Blick, goldener Krone und vielen igelähnlichen Stacheln. Die Figur ist der absolute Renner im Moment. Wer nicht kauft, bleibt zumindest stehen und bewundert den unfreundlichen Gesellen.
„Wir Mexikaner lachen ja auch über den Tod“, sagt Mena Álvarez. Und nach all dem Unglück, das Corona über Mexiko gebracht habe, könne man das Virus und die Gefahr, die es bringe, ja auch zur Abwechslung mal auslachen.
Mexiko verzeichnet offiziell mehr als 207.000 Tote, die dritthöchste Zahl auf der Welt. Auch in der Familie von Handwerker Mena hat das Virus gewütet. Elf Mitglieder seiner großen Familie haben die Infektion nicht überlebt. Auch Kollegen seien gestorben, unterstreicht er. „Da wird es doch Zeit, dass wir dem Virus mal richtig eine Tracht Prügel verpassen.“