Rücktritt des Gesundheitsministers
Herr Anschober war ein Politiker, wie er sein soll – ruhig, besonnen, verbindlich und auf die Meinung anderer hörend. Er hat das gemacht, was viele Politiker heute verlernt haben zu tun – für das Volk zu arbeiten und nicht vorwiegend die eigenen bzw. die Parteiinteressen in den Vordergrund zu stellen. Er hat sich von Experten beraten lassen und versucht, das Beste in diesen schwierigen und nicht vorhersehbaren Zeiten zu erreichen – nämlich eine Bekämpfung der Pandemie mit Augenmaß und Konsequenz durchzuziehen.
Und das ist offensichtlich auch die Ursache für seinen Rückzug. Konfrontiert mit einer Opposition, die alles und jedes kritisiert, ohne auch nur jemals eine klare Strategie auf den Tisch gelegt zu haben, wie die Bekämpfung der Pandemie anders und besser hätte erfolgen sollen.
Einer Opposition, die die Pandemie teilweise dargestellt hat, als wäre sie von der Regierung erfunden worden, um das Volk zu knechten und zu unterwerfen.
Einer Opposition, die einen Zickzackkurs in ihrer Argumentation hingelegt hat, der seinesgleichen sucht – und dies gleichzeitig der Regierung vorwirft. Die führenden „Köpfe“der FPÖ tun sich in dieser Rolle besonders hervor. Und wenn dann noch dazu die von der EU ausgehandelten Impfdosen nicht rechtzeitig geliefert werden – wer ist dann schuld? Natürlich der Gesundheitsminister. Natürlich kommt jetzt das Argument: Herr Anschober ist ja Politiker und der muss das aushalten. Herr Anschober hat das gemacht, was richtig ist. Er hatte nicht mehr die Kraft, sein Amt hundertprozentig auszuüben. Und das kurz vor einer beginnenden Normalisierung. Er ist zurückgetreten, um den Weg frei zu machen für neue Kräfte.
Vielen Politikerinnen und Politikern würde es gut anstehen, sich daran ein Beispiel zu nehmen – vor allem denen, die sich in Besserwisserei und dem Geben guter Ratschläge im Nachhinein täglich üben.
Gerhard Kletzl