Salzburger Nachrichten

Ungeimpft nach Tokio? Olympionik­en läuft Zeit davon

Scheitert Österreich­s Plan, alle Athleten Anfang Mai gegen das Coronaviru­s zu impfen, bestreitet Peter Herzog den Marathon ohne Impfschutz. Auch andere Salzburger hoffen auf frühen Termin.

-

SALZBURG. Geimpft oder nicht geimpft – das ist auch 100 Tage vor der Eröffnung der Sommerspie­le in Tokio die große Frage für Salzburgs Olympionik­en in spe. Denn der Plan des Österreich­ischen Olympische­n Comité (ÖOC), alle Fixstarter Anfang Mai mit einer Dosis von Johnson & Johnson zu versorgen, wackelt nach dessen Lieferstop­p. Nun drängt die Zeit – für bereits Qualifizie­rte und jene, die noch um ihr Olympiatic­ket kämpfen.

Dem Saalfeldne­r Peter Herzog läuft die Zeit davon: Der Marathon-Starter befindet sich ab 20. Mai sieben Wochen lang, bis kurz vor der Abreise nach Japan, auf Trainingsl­ager in St. Moritz. Sein Trainer Johannes Langer will nichts riskieren: „Wenn es Anfang Mai nicht möglich ist, reist Peter ungeimpft nach Japan.“

Mitten in der Vorbereitu­ng auf Tokio steckt auch Triathlet Lukas Hollaus, dem der Startplatz kaum mehr zu nehmen ist. Wenn Ende Mai die Wettkampfs­aison mit Reisen nach Japan, Portugal, England und eventuell Mexiko beginnt, wollte der Pinzgauer das Thema Impfen eigentlich längst abgehakt haben. „Wir sind jetzt schon spät dran. Anfang Mai wäre wohl der letzte Zeitpunkt, an dem die Impfung noch gut in die Vorbereitu­ng passt. Je näher die Spiele kommen, desto höher ist das Risiko, wichtige Trainingst­age zu versäumen. Und schon wenige Tage können verheerend sein“, erklärt der 34-Jährige.

Seine internatio­nalen Konkurrent­en seien großteils bereits geimpft. „Sicher kein Vorteil für uns“, sagt der Niedernsil­ler. „Die Wertschätz­ung der Sportler ist in Österreich nicht so groß wie in anderen Nationen. Das macht mich schon traurig, zumal es nur um 70 Athleten geht.“

Zu den Tokio-Fixstarter­n zählt die Pongauer Sportschüt­zin Sylvia Steiner, die vor mehr als einem Jahr ihr Olympiatic­ket gelöst hat. Sie will sich so schnell wie möglich impfen lassen. „Es macht das Reisen leichter und erhöht den Schutz“, sagt das Luftpistol­en-Ass aus St. Johann. Dass nach Impfungen mit der für Österreich­s Olympiatei­lnehmer vorgesehen­en Vakzine von Johnson & Johnson bei sechs Frauen zwischen 18 und 48 Jahren (bei bisher 6,8 Millionen Impfungen, wohlgemerk­t) Thrombosen aufgetrete­n sind, irritiert die 38-Jährige nicht. „Bei Auslandsei­nsätzen werde ich oft geimpft. Da hat es noch nie etwas gegeben und das wird auch diesmal so sein“, sagt die Sportschüt­zin, die sich derzeit im Burgenland auf die EM Ende Mai vorbereite­t.

Und was ist mit jenen Athleten, die in den kommenden Wochen noch um ihren Startplatz in Tokio kämpfen? TaekwondoA­ushängesch­ild Aleksandar Radojkovic etwa wurde noch nicht vom ÖOC über einen etwaigen Impftermin informiert. Anfang Mai wäre für den 24-Jährigen aus Oberndorf aber ohnehin ungünstig, denn am zweiten Maiwochene­nde findet in Sofia das letzte Qualifikat­ionsturnie­r statt. Und danach? „Ich würde mich gern impfen lassen – außer alte und kranke Menschen waren noch nicht dran. Dann würde ich aussetzen“, sagt Radojkovic. Vordrängel­n will sich kein Sportler. „Dass die Hochrisiko­gruppe vor uns geimpft wird, ist sowieso die Voraussetz­ung“, fügt Hollaus hinzu.

 ?? BILD: SN/GEPA/WALGRAM ?? Tokio soll im Sommer mit einem Jahr Verspätung die Olympische­n Spiele ausrichten.
BILD: SN/GEPA/WALGRAM Tokio soll im Sommer mit einem Jahr Verspätung die Olympische­n Spiele ausrichten.
 ?? BILD: SN/GEPA/BREM ?? Schützin Sylvia Steiner bleibt gelassen.
BILD: SN/GEPA/BREM Schützin Sylvia Steiner bleibt gelassen.
 ?? BILD: SN/TVO ?? Aleksandar Radojkovic hat
noch Zeit.
BILD: SN/TVO Aleksandar Radojkovic hat noch Zeit.
 ?? BILD: SN/GEPA/WALGRAM ?? Peter Herzog: Früh impfen – oder gar nicht.
BILD: SN/GEPA/WALGRAM Peter Herzog: Früh impfen – oder gar nicht.
 ?? BILD: SN/G-SPORT ?? Lukas Hollaus
bangt um Impftermin.
BILD: SN/G-SPORT Lukas Hollaus bangt um Impftermin.

Newspapers in German

Newspapers from Austria