World Press Photo: Das Glück einer Umarmung
Umarmungen, Explosionen oder eine Grillparty auf dem Mond: Preisregen bei World Press Photo und Sony World Photography Awards.
Eine Betreuerin herzt eine Pflegebedürftige: Es war die erste Umarmung, die Rosa Luzia Lunardi in einem brasilianischen Pflegeheim seit fünf Monaten erhalten hatte. Der Plastikumhang „The Hug Curtain“machte das freudige Erlebnis für die 85-Jährige im Heim Viva Bem in São Paulo möglich. Dokumentiert wurde der berührende Moment vom 42-jährigen dänischen Fotografen Mads Nissen. Es ist das World Press Photo 2021.
Corona, politische Konflikte, die verheerende Explosion im Hafen von Beirut, ein Transgender-Paar, der Streit um eine Abraham-Lincoln-Statue oder die Heuschreckenplage in Afrika: Themen wie diese prägten den Fotowettbewerb für das diesjährige World Press Photo. Dass die Wahl auf das Umarmungsfoto des Dänen Mads Nissen gefallen ist, soll „Hoffnung in dunklen Zeiten“vermitteln, wie es am Donnerstag bei der Präsentation der Preisträger hieß. Insgesamt waren für den Wettbewerb fast 75.000 Fotografien von mehr als 4000 Fotografen eingereicht worden.
In tristen Zeiten der Pandemie steche Nissens Bild von der Umarmung im Pflegeheim heraus, erläuterte das Jurymitglied Pilar Olivares aus Peru. Das Foto verdeutliche, wie viel Kraft und Hoffnung man auch aus einer kleinen Geste wie einer Umarmung schöpfen könne. Das Foto „Die erste Umarmung“setzte sich unter anderem gegen ein Bild des Spaniers Luis Tato, das die erschreckende Dimension der Heuschreckeninvasion in Ostafrika zeigt, durch. Dieses eindrucksvolle Foto erzielte aber in einem anderen Wettbewerb – den Sony World Photography Awards 2021 (SWPA) – in der Kategorie „Natur- und Tierwelt“den ersten Preis. Die Heuschreckenplage war im Coronajahr 2020 aus dem öffentlichen Blickfeld verdrängt worden.
Die Sony World Photography Awards gehören zu den renommierten internationalen Fotopreisen. Mit seinem Bild „Kein Entkommen aus der Realität“siegte der 19-jährige Inder Pubarun Basu im Jugendwettbewerb. Das Bild zeigt zwei Hände hinter Vorhängen und symbolisiert das Gefühl des Eingesperrtseins, das im Coronajahr 2020 weltweit eine Rolle gespielt hat. Zum Fotografen des Jahres wurde der Brite Craig Eastin gekürt. Seine Porträtserie „Bank Top“, die Menschen aus dem gleichnamigen Stadtviertel in Blackburn dokumentiert, überzeugte die Jury.
In der SWPA-Kategorie „Kreativ“gewann der Brite Mark Hamilton Gruchy mit einem Foto, das einen Astronauten auf dem Mond zeigt, wie er gerade einen Griller anwirft.