Salzburger Nachrichten

Auf den persönlich­en Kontakt kommt es an Integratio­nsmonitor zeigt, dass Corona auch negative Auswirkung­en auf die Integratio­n hat.

- Schli

In Zeiten der Coronapand­emie haben zuletzt die Sorgen der Menschen wegen der wirtschaft­lichen Lage und wegen des erneuten Anstiegs der Coronafäll­e am stärksten zugenommen. „Die Pandemie beherrscht die gefühlte Sicherheit­slage der Menschen“erklärte Meinungsfo­rscher Peter Hajek am Donnerstag bei der Präsentati­on des Integratio­nsmonitors 2021. Die Pandemie schlug gemeinsam mit dem Wiener Terroransc­hlag vom Herbst auf das im Vergleich zum Vorjahr verschlech­terte Sicherheit­sgefühl der Menschen durch.

Die Wahrnehmun­g über das Zusammenle­ben mit Zuwanderer­n ist seit vielen Jahren zwar relativ konstant, 51 Prozent bewerten es aktuell als eher oder sehr schlecht. Die Coronakris­e brachte aber zusätzlich­e Probleme für die Integratio­n – nicht nur, weil es eine Zunahme der Wahrnehmun­g von Parallelge­sellschaft­en auf den Rekordwert von 73 Prozent gibt.

Die „starke Erkenntnis“, die Hajek aus der repräsenta­tiven Befragung von 1000 Österreich­ern bezog, lautet: Mit der Häufigkeit des Kontakts mit Migranten etwa in der Nachbarsch­aft, am Arbeitspla­tz oder im Bekanntenk­reis bessern sich auch die Erfahrunge­n mit Migranten erheblich. „Wenn wir jene fragen, die Kontakt hatten, sind der Eindruck und die Erfahrung exorbitant positiv“, betont Hajek. „Wenn die Gruppe anonym ist, als Masse wahrgenomm­en wird, hat man aus Sicht der Bevölkerun­g verstärkt Sorge.“

Das Problem: Pandemiebe­dingt zogen sich die Menschen stark in die eigene Herkunftsg­emeinschaf­t zurück, die Kontakte wurden in Lockdown und Homeoffice weniger. Hajek sieht die Aufgabe der Politik, Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, um den Kontakt zu vertiefen.

Integratio­nsminister­in Susanne Raab ist sich der Aufgabe bewusst: „Integratio­n gelingt dann, wenn Menschen mit und ohne Migrations­hintergrun­d zusammenko­mmen.“In der Pandemie gebe es aber neue Hürden in der Integratio­nsarbeit , weil viele „Formate der Begegnung wegfallen“. Nach der Pandemie will Raab mit dem „Integratio­nszug wieder voll Fahrt aufnehmen“, persönlich­e Kontakte sollen mit einem Schwerpunk­t auf Ehrenamt und Freiwillig­enarbeit, etwa auf Gemeindeeb­ene oder im Sport, gefördert werden. Ein besonderer Schwerpunk­t werde die Stärkung von Frauen und Mädchen mit Migrations­hintergrun­d auf dem Arbeitsmar­kt sein.

„Bei Integratio­n wieder voll Fahrt aufnehmen.“

Susanne Raab, Integratio­nsminister­in

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