Die Coronalage vor dem Gipfel
Experten sehen den Höhepunkt der dritten Welle erreicht. Bis sich die Lage in den Spitälern entspannt, dauert es noch. Die wirklich gute Nachricht ist aber ohnehin eine andere.
Bund und Länder diskutieren Öffnungen
WIEN. Wie wirkt der Ostlockdown? Wie entwickelt sich die Pandemie in Österreich? Wie wird die Lage auf den Intensivstationen in den nächsten Wochen sein? Und wie wirkt sich die Impfung aus? Bevor am Freitag beim nächsten Coronagipfel zwischen Bund, Ländern, Opposiltion und Experten erste Öffnungspläne für den Mai zumindest diskutiert werden sollen, analysierten die Datenspezialisten die aktuelle Pandemielage und geben einen Ausblick auf die Zukunft. Auch wenn sich der harte Lockdown laut einigen Experten zunehmend abnützt, dürfte er noch immer einen bremsenden Effekt auf das Infektionsgeschehen in der Ostregion haben, wo Anfang April das öffentliche Leben wieder heruntergefahren wurde.
Die Mitglieder des Covid-Prognosekonsortiums, das anhand von Modellen den weiteren Pandemieverlauf errechnet, sehen den Höhepunkt der dritten Welle erreicht. Die Modellrechner gehen von rücklaufenden Infektionszahlen in den kommenden Tagen aus, mit einer Ausnahme: Vorarlberg. Das Ländle ist bei der Sieben-Tage-Inzidenz schon zu Wochenbeginn hinter andere Bundesländer zurückgefallen. Vor dem Bund-Länder-Gipfel ließ Landeshauptmann Markus Wallner wissen, dass man in Vorarlberg trotzdem die Gastronomie offen lassen will. Denn die Situation auf den Intensivstationen sei nicht problematisch und laut Wallner soll es in der Gastronomie bisher auch keine Ansteckungen gegeben haben.
Wie bereits bisher dürfte sich das Infektionsgeschehen in den jeweiligen Bundesländern weiterhin unterschiedlich entwickeln. Laut Prognose dürfte die Sieben-Tage-Inzidenz am letzten Prognosetag – dem 21. April – von 139 in der Steiermark bis 232 in Wien reichen. In Vorarlberg wird die Sieben-Tage-Inzidenz von nunmehr 167 auf mehr als 200 ansteigen.
Die Wissenschafter rechnen damit, dass nächste Woche österreichweit täglich zwischen 2200 und 2300 neue Coronafälle hinzukommen werden. Die Sieben-TageInzidenz wird dann ungefähr 180 (auf 100.000 Einwohner gerechnet) betragen. Zum Vergleich: Von Mittwoch auf Donnerstag wurden laut Innen- und Gesundheitsministerium 2678 Neuinfektionen registriert, davor waren es 2942. Die Inzidenz lag am Donnerstag bei 206. Damit bleibt die Coronaampel noch landesweit rot.
Die schlechte Nachricht: Bis sich die Situation auf den Intensivstationen vor allem in den östlichen Bundesländern entspannt, wird es noch dauern. Denn die Zahl der Neuinfektionen bildet sich erst zeitverzögert in den Spitälern ab. Den Modellrechnern zufolge werden in Wien, dem Burgenland und Niederösterreich bis knapp vor Ende April 33 Prozent der Intensivkapazitäten von Covid-Patienten benötigt werden, ein systemkritischer Wert. Deshalb sieht etwa der Datenexperte Peter Klimek die Öffnung im Burgenland kritisch, auch wenn die Zahlen im östlichsten Bundesland derzeit am schnellsten sinken. „Wenn wir aus Ostern mit niedrigeren Infektionszahlen herausgekommen wären, dann könnten wir jetzt früher und vor allem schneller öffnen. Dann müssten wir uns keine Gedanken über Intensivbetten machen, sondern wie wir möglichst schnell die Wirtschaft beleben“, sagt auch der Simulationsforscher Niki Popper.
Der Öffnungsfahrplan für Mai wird am Freitag bei einer Sitzung zwischen Bundesregierung, Länderchefs und Experten jedenfalls diskutiert werden. Schon am Donnerstag traf sich erstmals die Öffnungskommission, bestehend aus Vertretern von Bund und Ländern und Experten. Sie sollen unter anderem Testkonzepte, den „grünen Pass“und den Zeitpunkt für Öffnungsschritte diskutieren.
Die weit erfreulichere, weil langfristige Perspektive zum Schluss: Eine zunehmende Immunisierung der Bevölkerung lässt sich ebenfalls in den Daten ablesen. Die Summe aus wieder genesenen und geimpften Personen hat im April mittlerweile zu einer Immunisierungsrate von 25 Prozent der Gesamtbevölkerung geführt. „Das ist zwar noch lang keine Herdenimmunität, aber wir sehen, dass die Ausbreitung schon gebremst wird“, so Popper.