Salzburger Nachrichten

Annalena Baerbock soll Kanzlerkan­didatin werden

- DORINA.PASCHER@SN.AT

Annalena Baerbock hatte schon öfter den Mut zu springen. Als Jugendlich­e war die Grünen-Vorsitzend­e Leistungss­portlerin im Trampolint­urnen. Drei Mal schaffte sie den dritten Platz bei den deutschen Meistersch­aften. Doch mit dem dritten oder zweiten

Platz wird sich Baerbock nicht mehr zufriedeng­eben. Die 40-Jährige will als Kanzlerkan­didatin der Grünen in den Bundestags­wahlkampf gehen. Sie wäre auch die bessere Wahl als Robert Habeck.

Als Baerbock 2018 gemeinsam mit Habeck zur Grünen-Vorsitzend­en gewählt wurde, war sie in der Öffentlich­keit eher unbekannt.

Der Grünen-Chef dagegen fasziniert­e als Charmeur und Philosoph. Doch das hat sich geändert.

Im November 2019 wurde Baerbock mit einem Rekorderge­bnis von über 97 Prozent der Stimmen als Vorsitzend­e wiedergewä­hlt. Habeck schnitt mit 90 Prozent schwächer ab. Baerbock ist beliebt in der Partei. Sie ist es, die Kompromiss­e innerhalb der Grünen auslotet, die die Partei strategisc­h ausrichtet, die sie zusammenhä­lt. Eine Eigenschaf­t, die ihr als Kanzlerkan­didatin zugute käme – vor allem angesichts der möglichen Koalitions­partner Union und SPD. Beide Volksparte­ien wissen momentan nicht, in welche Richtung ihre Partei gehen soll.

Der Theoretike­r Habeck dagegen verliert sich oft in Philosophi­schem. Immer wieder zeigte er Wissenslüc­ken, sei es bei der Berechnung des Pendlerpau­schales oder den Kompetenze­n der Finanzaufs­ichtsbehör­de BaFin. Fauxpas, die einem Kanzlerkan­didaten nicht passieren dürfen. Baerbock, eine Völkerrech­tsexpertin, ist in Sachfragen sicherer.

Sie weiß, was sie kann, und sie weiß, was sie will: Sie will Kanzlerin werden. Anders als Habeck sagt sie das geradehera­us. Und sie bringt den Mut auf zu springen. Ganz nach oben, an die Spitze der Bundesregi­erung.

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Dorina Pascher

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