EU-Bürger fordern das Ende der Käfighaltung
Eine Initiative will 300 Millionen Nutztiere befreien. Den ersten Schritt dazu hat sie im EU-Parlament getan.
„Beenden wir das Käfigzeitalter!“Mit ihrer Initiative „End the Cage Age“haben es europäische Bürger aus mehreren Mitgliedsländern am Donnerstag ins EU-Parlament geschafft. Im Agrarausschuss präsentierten die Initiatoren ihre Forderungen. Gleich drei Mitglieder der EUKommission – zuständig für Landwirtschaft, Gesundheit und Konsumentenschutz – hörten zu. „Ein positives Signal, dass die Kommission die Anliegen ernst nimmt“, sagt der österreichische EU-Abgeordnete Thomas Waitz (Grüne).
Mehr als 300 Millionen Nutztiere werden in der EU noch immer in engen Käfigen gehalten – nicht nur Legehennen, sondern auch Schweine, Kälber, Hasen und Wachteln. Geht es nach der Bürgerinitiative, soll Käfighaltung generell verboten werden. 1,4 Millionen Menschen haben unterschrieben.
Mit einem EU-weiten Verbot wäre das Problem der Käfighaltung aber noch nicht aus der Welt. Darauf weist auch Waitz, selbst Biobauer in der Steiermark, hin. Denn was hilft ein Käfigbann in der EU, wenn aus Drittstaaten Billigimporte ins Land kommen?
In Österreich ist die Käfighaltung für Legehennen seit einem Jahr ausnahmslos verboten. Die Alpenrepublik ist damit Vorreiter in ganz Europa. Aber dennoch gelangen Produkte aus anderen EU-Ländern und vor allem aus Drittstaaten, wo noch weit geringere Standards gelten, auf den heimischen Markt.
Waitz hat sich etwa in der Ukraine die Produktion von Eiern näher angeschaut und einige Ställe in Augenschein genommen: „Es werden weder Hygiene- noch Umweltstandards eingehalten, und von Gedanken an das Tierwohl ist man ganz weit weg“, sagt er. Daher müssten zum Verbot von Käfighaltung auch strenge Regeln bezüglich der Einfuhr in die EU durchgesetzt werden. „Wer in die EU importiert, müsste jährlich einen Veterinärbericht zu Hygienesituation und Tierwohl vorlegen“, erzählt Waitz. Das sei seit 2014 Bedingung. „Aber noch ist kein einziger Bericht eingelangt.“
Boden-, Freiland- oder Biohaltung: Wer Eier aus Österreich kauft, weiß, wie die Tiere gehalten werden. Doch bei Nudeln und Gebäck oder bei Speisen in der Gastronomie können die Konsumenten meist nicht erkennen, was drinsteckt. Das können auch Käfigeier, Eipulver oder Flüssigei sein.
„Wir brauchen eine strikte, transparente Herkunfts- und Haltungskennzeichnung von Eiern in verarbeiteten Produkten“, fordert die ÖVP-Agrarsprecherin im EU-Parlament, Simone Schmiedtbauer. Die steirische Landwirtin ist sich darin mit ihrem grünen Kollegen im EUParlament absolut einig.
Sie ist überzeugt: „Schließlich wird es immer am Konsumenten liegen, ob er bereit ist, ein paar Cent mehr zu zahlen.“Ob es zum Verbot jeder Art von Käfighaltung in der ganzen EU kommen werde? „Das gelingt nur, wenn wir Erfolgsgeschichten erzählen können“, meint Schmiedtbauer.
Nun ist die EU-Kommission am Zug. Sie entscheidet, ob und wie sie Forderungen der Initiative in einen Gesetzesvorschlag fließen lässt.