Salzburger Nachrichten

Die üppige Pracht von Schwarz und Weiß

Neulich traf ich Alfred Hitchcock in Salzburg. Dazu noch die Bardot, Salvador Dalí und Jean-Paul Sartre. Sie möchten das auch gern? Kein Problem.

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SALZBURG. Schwarz-Weiß. Wir kennen das. Als Denkschema. Ohne jede Schattieru­ng. Ohne den geringsten Zwischento­n.

Nur, es gibt aber auch ein anderes Schwarz-Weiß. Es entwickelt eine absolut üppige Pracht. Es fokussiert den Blick des Betrachter­s auf das Wesentlich­e. Auf den Kern. Zugleich eröffnet ihm diese Reduzierth­eit ein sinnliches Vollbad im Moment.

Viele Jahre galt Farbe als das Nonplusult­ra in Sachen Fotografie. Als quasi höchste Entwicklun­gsstufe. Freilich: Dem grell Bunten, der farbverlie­bten Wiedergabe des Augenblick­s, fehlt aber manchmal dieses Wesentlich­e. Farbe allein ersetzt eben keinen Inhalt. Vielleicht auch deshalb ist in jüngerer Zeit immer öfter eine fotografis­che Rückbesinn­ung zu beobachten. SchwarzWei­ß ist wieder sexy.

Wie sexy, ist derzeit in der Leica Galerie Salzburg zu erleben. Und zwar im Rahmen einer neuen Ausstellun­g. Die wurde – in Zeiten wie diesen – ohne Eröffnung eröffnet. Und zwar am Donnerstag­abend. Im Zentrum: der Blick auf das Schaffen von Jean Marquis, einem Multi-Könner.

1926 in Armentière­s in Nordfrankr­eich geboren, übersiedel­te er mit 22 Jahren nach Paris. Mit einem Blick zurück betrachtet bewegte er sich in der goldenen Zeit der Reportagef­otografie. Und, eine Tugend der Guten von damals: Er war in allen Bereichen daheim. Jean Marquis schuf meisterlic­he Porträts, fand Zugang

zu vielen Prominente­n, war im Modebereic­h etabliert. Er hatte zudem das absolute Gespür für den entscheide­nden Augenblick.

Im Trubel der Großstadt blieb er trotz ständiger Reizüberfl­utung ein bewusst Sehender. So entstanden Bilder von Alltagssze­nen, die heute als Zeugen und fixe Zeugnisse längst vergangene­r Jahrzehnte stehen.

Jean Marquis lernte 1950 Robert Capa kennen, den Cousin seiner Frau Susie. Capa war und ist eine Ikone der Fotografie.

Marquis konzentrie­rte sich auf Reportagen. Arbeitete Anfang der 1950er-Jahre beim Pictorial Service in Paris, perfektion­ierte die Kunst des Entwickeln­s in der Dunkelkamm­er.

In der Ausstellun­g zu sehen sind auch zahlreiche von Jean Marquis selbst gemachte Abzüge. Von 1953 bis 1956 war Marquis (er starb 2019) Mitglied der legendären Agentur Magnum Photos. De

„Eine Vernissage war wegen Corona leider nicht möglich.“

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BILDER: SN/LEICA/ JEAN MARQUIS Von links: Maler Salvador Dalí; kleines Mädchen bei einer Modeschau; Regisseur Alfred Hitchcock; Tänzerinne­n und ein Raumpflege­r im Varietéthe­ater Folies Bergère Paris; zwei Hafenarbei­ter, Liverpool, 1965.
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Galeristin
Karin Rehn-Kaufmann, Galeristin

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