Eine Ziegelmauer überrascht als letzter Rest eines Salzburger Schlosses
ren Gründer, Henry Cartier-Bresson, schenkte ihm eine gebrauchte Leica. Er war Marquis auch ein wesentlicher Lehrer. Das ist aus der Bildsprache, aus Marquis’ Passion für grafische Elemente, die Dimensionalität und Tiefe erzeugen, zu sehen. Nicht nur seine Leica begleitete ihn auf allen Wegen. Die Bilder belegen – stets waren auch Charme und Witz dabei.
Ausstellung
Eine vordergründig unspektakuläre Gartenmauer im Nonntal erzählt ein Kapitel Salzburger Stadtgeschichte neu. Mit ihr kehrt ein untergegangenes Schloss ins Gedächtnis zurück. Auf dem Areal des heutigen Petersbrunnhofs stand einst das Lustschloss Petersbrunn. Wie prächtig es war, zeigt das Gemälde von Franz Xaver König aus 1768/69.
Als vor ein paar Wochen der Abriss der Mauer durch ein Immobilienunternehmen im Raum stand, schlug Anrainerin Andrea Linecker beim Magistrat Alarm. Sie habe sich an das alte Bild von Schloss Petersbrunn im Katalog zur Landesausstellung über St. Peter erinnert, erzählt die Altphilologin. Sie dachte gleich an eine alte Schlossmauer.
Quellen aus dem Stiftsarchiv der Erzabtei St. Peter und barocke Ziegel bestätigten diese Einschätzung Lineckers. Bauhistorikerin Dagmar Redl-Bunia sagt: „Die Mauer ist der einzige materielle Rest des Renaissanceschlosses, sie ist 400 Jahre alt.“Stadtgeschichtlich und kulturhistorisch sei diese Entdeckung ein großer Gewinn.
Dombaumeister Santino Solari hatte den sogenannten Welsbergerhof in den Jahren 1636–42 zu einem Lustschloss für die Äbte von St. Peter ausbauen lassen. Der Schlossgarten konnte mit Wasserspielen aufwarten, gespeist wurden sie vom Hellbrunner Bach. Sie sollen „von
Prunk und Dimension“jenen von Hellbrunn vergleichbar gewesen sein, wie im historischen Befund nachzulesen ist.
Nach Hochwasserschäden ließ St. Peter das Schloss im späten 18. Jahrhundert abtragen. Damals wurde der Petersbrunnhof als Meierhof errichtet. Zumindest der Name erinnert an den verlorenen Landsitz.
All das wirft ein anderes
Licht auf die erhalten gebliebene Schlossmauer. Auf dem versteckten Mauerstück hinter dem Orchesterhaus ist die originale Ziegelbauweise noch gut abzulesen. Zum Teil hat sich hier sogar der ursprüngliche Kalkputz erhalten. Stellenweise sind Efeutriebe tief ins Mauerwerk hineingewachsen.
Die gut 60 Meter lange Mauer kann hergerichtet werden, davon ist Bauhistorikerin Redl-Bunia überzeugt. Allerdings müsse beim etwaigen Fällen benachbarter Bäume aufgepasst werden, weil das Wurzelwerk nah heranreiche. „Die Gefahr besteht, dass die Mauer dann einstürzt. Derzeit werden Möglichkeiten geprüft, sie zu erhalten.“
Anrainerin Linecker zeigt sich erfreut über die Entwicklung. „Unsere Gartenmauer hat schon die Nonntaler Hochwässer vom Juni 1786 und vom September 1899 überlebt und die Bautätigkeit der Deutschen Wehrmacht auf dem Nachbargrundstück 1940.“Ihr persönlich gebe das Bauwerk, unabhängig davon, dass es eine historische Mauer sei, ein Gefühl des Geschütztseins.