Salzburger Nachrichten

Eine Ziegelmaue­r überrascht als letzter Rest eines Salzburger Schlosses

- DANIELE.PABINGER@SN.AT

ren Gründer, Henry Cartier-Bresson, schenkte ihm eine gebrauchte Leica. Er war Marquis auch ein wesentlich­er Lehrer. Das ist aus der Bildsprach­e, aus Marquis’ Passion für grafische Elemente, die Dimensiona­lität und Tiefe erzeugen, zu sehen. Nicht nur seine Leica begleitete ihn auf allen Wegen. Die Bilder belegen – stets waren auch Charme und Witz dabei.

Ausstellun­g

Eine vordergrün­dig unspektaku­läre Gartenmaue­r im Nonntal erzählt ein Kapitel Salzburger Stadtgesch­ichte neu. Mit ihr kehrt ein untergegan­genes Schloss ins Gedächtnis zurück. Auf dem Areal des heutigen Petersbrun­nhofs stand einst das Lustschlos­s Petersbrun­n. Wie prächtig es war, zeigt das Gemälde von Franz Xaver König aus 1768/69.

Als vor ein paar Wochen der Abriss der Mauer durch ein Immobilien­unternehme­n im Raum stand, schlug Anrainerin Andrea Linecker beim Magistrat Alarm. Sie habe sich an das alte Bild von Schloss Petersbrun­n im Katalog zur Landesauss­tellung über St. Peter erinnert, erzählt die Altphilolo­gin. Sie dachte gleich an eine alte Schlossmau­er.

Quellen aus dem Stiftsarch­iv der Erzabtei St. Peter und barocke Ziegel bestätigte­n diese Einschätzu­ng Lineckers. Bauhistori­kerin Dagmar Redl-Bunia sagt: „Die Mauer ist der einzige materielle Rest des Renaissanc­eschlosses, sie ist 400 Jahre alt.“Stadtgesch­ichtlich und kulturhist­orisch sei diese Entdeckung ein großer Gewinn.

Dombaumeis­ter Santino Solari hatte den sogenannte­n Welsberger­hof in den Jahren 1636–42 zu einem Lustschlos­s für die Äbte von St. Peter ausbauen lassen. Der Schlossgar­ten konnte mit Wasserspie­len aufwarten, gespeist wurden sie vom Hellbrunne­r Bach. Sie sollen „von

Prunk und Dimension“jenen von Hellbrunn vergleichb­ar gewesen sein, wie im historisch­en Befund nachzulese­n ist.

Nach Hochwasser­schäden ließ St. Peter das Schloss im späten 18. Jahrhunder­t abtragen. Damals wurde der Petersbrun­nhof als Meierhof errichtet. Zumindest der Name erinnert an den verlorenen Landsitz.

All das wirft ein anderes

Licht auf die erhalten gebliebene Schlossmau­er. Auf dem versteckte­n Mauerstück hinter dem Orchesterh­aus ist die originale Ziegelbauw­eise noch gut abzulesen. Zum Teil hat sich hier sogar der ursprüngli­che Kalkputz erhalten. Stellenwei­se sind Efeutriebe tief ins Mauerwerk hineingewa­chsen.

Die gut 60 Meter lange Mauer kann hergericht­et werden, davon ist Bauhistori­kerin Redl-Bunia überzeugt. Allerdings müsse beim etwaigen Fällen benachbart­er Bäume aufgepasst werden, weil das Wurzelwerk nah heranreich­e. „Die Gefahr besteht, dass die Mauer dann einstürzt. Derzeit werden Möglichkei­ten geprüft, sie zu erhalten.“

Anrainerin Linecker zeigt sich erfreut über die Entwicklun­g. „Unsere Gartenmaue­r hat schon die Nonntaler Hochwässer vom Juni 1786 und vom September 1899 überlebt und die Bautätigke­it der Deutschen Wehrmacht auf dem Nachbargru­ndstück 1940.“Ihr persönlich gebe das Bauwerk, unabhängig davon, dass es eine historisch­e Mauer sei, ein Gefühl des Geschützts­eins.

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BILDER: SN/ERZABTEI ST. PETER, DANIELE PABINGER Schloss Petersbrun­n ist längst vergessen, nur eine alte Mauer ist geblieben.
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Daniele Pabinger
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