Ein Schock im Jahr 2016 hat die Karten in Brüssel neu gemischt
Weitgehend unbeachtet gab das Europäische Parlament einem großen Rüstungsprojekt seinen Segen. Knapp acht Milliarden Euro sollen bis 2027 die gemeinsame militärische Forschung und Entwicklung anschieben. Was früher heiße Debatten angeregt hätte, geht ohne viel Aufhebens über die Bühne. Die Zeiten haben sich geändert. Im Juni 2016 kündigte
Großbritannien, bislang militärisch stärkstes EU-Mitglied, seinen Austritt aus der Gemeinschaft an. Und im November gewann in den USA ein dubioser Immobilienmagnat namens Donald Trump die Präsidentschaftswahlen, für den NATO, Bündnistreue und Europa mehr Ärgernis als Verpflichtung waren. Der Doppelschock Brexit und Trump hat zum mittlerweile unumstrittenen Konzept der „strategischen Autonomie“geführt.
Wenn auch längst noch nicht klar ist, wie diese neue europäische Selbstständigkeit aussehen soll, ist die Notwendigkeit doch deutlich wie nie zuvor.
Die Europäische Union, ein Verbund aus 27 Demokratien, muss sich darauf einstellen, nicht mehr wie selbstverständlich den militärischen Schutz Amerikas zu genießen.
So ist die EU gut beraten, eigene Muskeln zu ihrer Verteidigung zu entwickeln. Und weil die Notwendigkeit, irgendwann auf eigenen Beinen stehen zu können, angesichts eines wankelmütigen Amerika, eines aggressiven Russland und eines rücksichtslosen China so offensichtlich ist, gibt es auch kaum Gegenstimmen.