Schwangere werden nun priorisiert
Lange Zeit war man zurückhaltend bei der Impfung von Schwangeren. Jetzt werden sie sogar bevorzugt geimpft.
Erkranken schwangere Frauen an Corona, so haben sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Auch die Gefahr von Schwangerschaftsvergiftungen und Fehlgeburten steigt an. Trotzdem wurden Schwangere lang nicht im Impfplan berücksichtigt. Es fehlten eindeutige Studiendaten, hieß es.
Vergangenen Mittwoch sprach sich das Nationale Impfgremium (NIG) nun eindeutig für eine Coronaimpfung bei Schwangeren aus. „Insbesondere zu mRNA-Impfstoffen wurden mittlerweile Daten publiziert, weshalb bei der Impfung von Schwangeren mRNA-Impfstoffe zu bevorzugen sind“, besagen die aktualisierten Anwendungsempfehlungen des NIG.
„Bei diesen neuen Studien zeigten sich an mehr als 35.000 geimpften Schwangeren keine Unterschiede in den Schwangerschaftsergebnissen im Vergleich zu den Outcomes vor der Pandemie“, sagt Gendermedizinerin Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien. Vor allem betraf das die Wirkung der Impfungen im zweiten und dritten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel). Die Impfreaktionen waren etwas stärker in Bezug auf lokale Schmerzen an der Einstichstelle, aber andere häufige Impfreaktionen wie Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Fieber wurden in der Schwangerschaft sogar seltener beobachtet als bei nicht schwangeren Frauen derselben Altersgruppe.
In den aktualisierten Empfehlungen zur Priorisierung des NIG werden Schwangere nun in der dritten Priorität („erhöht“) angeführt. Wien will als erste Stadt in der EU Schwangere bereits ab Mitte Mai impfen. Auch in der Steiermark und in Oberösterreich sollen sich Schwangere demnächst auf den jeweiligen Impfplattformen anmelden können. Beim Land Salzburg hieß es, die Anmeldeplattform werde derzeit noch umprogrammiert, sodass sich Schwangere bald anmelden könnten.
„Eine Impfung kann für Schwangere viele Vorteile bringen“, sagt Expertin Kautzky-Willer. Und diese wirken sich auch auf das Kind aus: Eine Studie aus Boston zeigte, dass Frauen nach einer Impfung SARSCoV-2-Antikörper über Nabelschnur und Muttermilch an ihre
Kinder weitergeben können. Bei einer Impfung für Schwangere sei wichtig, nie mit Lebendimpfstoffen zu hantieren sowie zu einer anderen Impfung immer einen Abstand von zumindest zwei Wochen zu wahren.
Generell gelten für eine Coronaerkrankung bei Schwangeren die üblichen Risikofaktoren für einen schweren Coronaverlauf: „Frauen, die stark adipös sind, unter Bluthochdruck, Diabetes leiden oder bereits in etwas höherem Alter sind, haben ein höheres Risiko für einen schweren Coronaverlauf“, sagt Kautzky-Willer.
Antikörper werden an Kind weitergegeben