Schüler stahlen Aufgaben für die Matura aus Tresor
Drei ehemalige Schüler eines bayerischen Gymnasiums standen vor Gericht. Ihre Taten hatten im Vorjahr Auswirkungen auf rund 33.000 Prüflinge.
Wegen gestohlener Maturaprüfungsaufgaben haben drei ehemalige Schüler eines Bamberger Gymnasiums mehrmonatige Jugendstrafen mit zwei Jahren Bewährung erhalten. Es sei eine geplante Tat mit „krimineller Energie“gewesen, sagte der Richter bei der Urteilsverkündung am Montag vor dem Amtsgericht Bamberg.
Zwei der Beschuldigten waren im Mai 2020 in das Büro des Direktors eingedrungen, hatten den Tresor aufgebrochen und Prüfungsaufgaben in den Fächern Deutsch, Englisch und Latein entnommen. Dafür bekamen die heute 19-Jährigen wegen Sachbeschädigung und Diebstahls eine Jugendstrafe von neun Monaten, ausgelegt auf zwei Jahre Bewährung. Da der dritte Angeklagte das Gebäude vor dem Entwenden der Aufgaben verlassen hatte, erhielt dieser wegen Sachbeschädigung eine Jugendstrafe von sechs Monaten, ausgelegt auf zwei Jahre Bewährung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die drei Beschuldigten hatten die Tat gestanden.
„Am Anfang war es Abenteuerlust“, sagte einer der Angeklagten, der es dem Richter zufolge von seiner schulischen Leistung her nicht „nötig“gehabt hätte. „Anerkennung“sei wohl auch ein Grund gewesen. Die zur Tatzeit 18-Jährigen seien sich der eskalierenden Dynamik nicht bewusst gewesen. Denn die Folgen waren enorm: Rund 33.000 Prüflinge mussten nach Angaben des bayerischen Kultusministeriums anschließend Ersatzaufgaben gestellt bekommen. Vor Gericht entschuldigten sich die jungen Männer unter anderem bei den geschädigten Schülern, der Schule und dem Direktor.
Der Polizei zufolge waren die Täter sehr professionell vorgegangen. „Technische und digitale Spuren“führten zu einem der Gymnasiasten.
Bei einer Vernehmung habe er gestanden. Er übergab den Ermittlern das Tatwerkzeug und die Maturaprüfungsaufgaben. Laut Polizeibericht waren diese in einem Waldgebiet versteckt. Im Dezember erhob die Staatsanwaltschaft dann Anklage gegen die drei Schüler. Die Ermittler gingen davon aus, dass einer von ihnen im November 2019 unter einem Vorwand einen Generalschlüssel aus dem Sekretariat ausgeliehen hatte. Auf der Schultoilette seien Abdrücke und Fotos gemacht worden. Damit soll im Internet ein nachgemachter Schlüssel bestellt worden sein.