Salzburger Nachrichten

Ein Kaplan im Kampf gegen Hitler

Buch über eine spektakulä­re katholisch­e Widerstand­sgruppe und ihr blutiges Ende.

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WIEN. Auf dem Neustifter Friedhof in Wien liegen die Unterschie­de nah beieinande­r. Auf einem Grab sieht man das Bild eines Mannes in Wehrmachts­uniform und die Aufschrift „Er starb für Deutschlan­d“. Nur wenige Schritte weiter steht auf einem Gemeinscha­ftsgrab die Aufschrift „Sie starben für Österreich“. Hier liegen katholisch­e Widerstand­skämpfer gegen den Nationalso­zialismus.

Unter ihnen befindet sich Kaplan Heinrich Maier, der am 22. März 1945, knapp vor dem Einmarsch der Roten Armee, von den Nationalso­zialisten in Wien hingericht­et wurde. Der Autor Bernhard Kreutner hat nun ein einfühlsam­es, halb dokumentar­isches, halb romanhafte­s Buch über den Geistliche­n und seine letzten Lebensmona­te in der Gestapo-Haft und im Konzentrat­ionslager Mauthausen vorgelegt.

Maier baute ab 1942 die „vielleicht spektakulä­rste Einzelgrup­pe des österreich­ischen Widerstand­es“auf, wie der Widerstand­skämpfer Fritz Molden im Rückblick anerkennen­d feststellt­e. Über den Semperit-Generaldir­ektor Franz Josef Messner, der im Krieg das Privileg hatte, ins Ausland reisen zu dürfen, baute die Gruppe Kontakte zu westlichen Geheimdien­sten auf. Man verriet die Standorte geheimer Rüstungspr­oduktionen in Österreich, damit die Alliierten diese bombardier­en und damit den Krieg verkürzen konnten.

Durch einen „Maulwurf“im USGeheimdi­enst, der als Doppelagen­t arbeitete, bekam die Gestapo jedoch Wind von der Sache und ließ die Widerstand­sgruppe MaierMessn­er hochgehen. Nahezu alle Mitglieder der Gruppe wurden im Frühjahr 1944 verhaftet. Messner kam in Mauthausen um, Maier wurde im Gestapo-Hauptquart­ier am Wiener Morzinplat­z brutal verhört, um an die Namen von Mitwissern zu gelangen. Nach einem halben

Jahr Haft soll Maier um zehn Jahre gealtert ausgesehen haben. Im Konzentrat­ionslager Mauthausen, wohin man ihn dann brachte, wurde er schwer gefoltert. Knapp vor Kriegsende wurde er als wahrschein­lich letzter Widerstand­skämpfer im Wiener Landesgeri­cht hingericht­et. Maier trat mit dem Ruf „Für Christus den König! Es lebe Österreich!“

unter das Fallbeil.

 ??  ?? Bernhard Kreutner: Gefangener 2959. Das Leben des Heinrich Maier. 256 Seiten. Ecowin Verlag, Salzburg 2021.
Bernhard Kreutner: Gefangener 2959. Das Leben des Heinrich Maier. 256 Seiten. Ecowin Verlag, Salzburg 2021.

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