Salzburger Nachrichten

Falsche Impfgrüße aus Moskau

EU-Bericht wirft dem Kreml Desinforma­tion rund um Sputnik V vor.

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BRÜSSEL. Propaganda und Falschinfo­rmation rund ums Impfen: Das wirft die EU Russland und China bereits seit Längerem vor. Seit Jahresbegi­nn habe die staatlich finanziert­e Desinforma­tion, die sich vor allem gegen im Westen entwickelt­e Vakzine richte, sogar nochmals zugenommen. Das schreiben die Experten des Europäisch­en Auswärtige­n Dienstes (EAD) in ihrem jüngsten Bericht.

Die Kampagnen würden über staatliche oder staatsnahe Medien sowie soziale Netzwerke gefahren. So seien steigende Infektions­zahlen als Scheitern von Demokratie­n und offenen Gesellscha­ften dargestell­t worden.

Vor allem von Falschmeld­ungen, die ihren Ursprung in Moskau haben, ist in dem Bericht die Rede, der den Zeitraum von Dezember 2020 bis April 2021 umfasst. Demnach

hat Pro-Kreml-Propaganda „zugeschnit­ten auf die jeweilige Situation“die Länder ins Visier genommen, die zur Östlichen Partnersch­aft der EU zählen. Beispielsw­eise wurde der ukrainisch­en Regierung „Genozid“am eigenen Volk vorgeworfe­n, weil diese sich geweigert hatte, den russischen Impfstoff Sputnik V zu kaufen.

Die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur (EMA) sei ein besonderes Ziel russischer Propaganda und Falschinfo­rmation geworden, heißt es weiter. Kremlfreun­dliche Medien, darunter der offizielle TwitterAcc­ount von Sputnik V, hätten versucht, das „Vertrauen der Öffentlich­keit“in die EMA „zu untergrabe­n und Zweifel an deren politische­r Unabhängig­keit“aufkommen zu lassen. So sei etwa behauptet worden, die EMA würde absichtlic­h die Prüfung des russischen Impfstoffs verzögern. In Wahrheit prüft die EMA Sputnik V – wie auch einige andere Impfstoffe – derzeit in einem „rollierend­en Verfahren“. Einen Antrag auf EU-Marktzulas­sung hat Moskau noch nicht gestellt.

„Impfdiplom­atie“habe vollständi­g die „,Maskendipl­omatie‘ ersetzt“, heißt es in dem Bericht weiters. So preise China seinen Impfstoff als „globales öffentlich­es Gut“an, während Russland Sputnik V „in eher kleinen PRPaketen“spende – etwa an 1020 Menschen in Armenien. Angriffe russischer Staatsmedi­en gegen chinesisch­e Vakzine wurden übrigens nicht beobachtet.

„Impfdiplom­atie“statt „Maskendipl­omatie“

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