Theaterpublikum beweist große Treue
Als einzige Intendantin eines Landestheaters kann Stephanie Gräve von Erfahrungen nach dem Lockdown berichten. Denn während sonst überall erst ab 19. Mai vor maximal halb vollen Häusern gespielt werden darf, geht im Landestheater Vorarlberg in Bregenz der Vorhang seit 15. März auf.
Aus der Pandemie nehme sie zwei erfreuliche Erkenntnisse mit: „wie leistungsfähig dieses Haus und wie treu unser Publikum ist“, sagte Stephanie Gräve am Dienstag in einer Pressekonferenz. Das Theater in Bregenz werde derzeit geradezu überrannt. Weil Nachmittagsvorstellungen – aufgrund der geltenden Ausgangsbeschränkung muss jede Aufführung vor 20 Uhr enden – gut angenommen würden, werde man solche auch bei allen Produktionen der Saison 2021/22 anbieten.
In diese startet das Vorarlberger Landestheater am 18. September mit „König Ödipus“von Sophokles. „Mit Blick auf die Situation unserer Welt sind wir alle ein wenig Ödipus“, hielt Stephanie Gräve fest. Als erste von vier Uraufführungen der künftigen Saison wird am 8. Oktober in Koproduktion mit dem Theater Orchester Biel Solothurn „All You Can Be! Eurydike und Orpheus“gezeigt.
Nach der finanziellen Situation befragt, sprach die Intendantin von zum Teil enormen Mehrkosten. „Man darf nicht eine Sekunde darüber nachdenken, was das finanziell bedeutet, vor 100 statt vor 500 Besuchern zu spielen.“Das Vorarlberger Landestheater sei schon vor der Pandemie finanziell nicht auf Rosen gebettet gewesen, Corona habe „nicht geholfen“. Auch dass das Land die Mittel gekürzt habe, sei „nicht hilfreich“gewesen. Nur aufgrund von Kurzarbeit habe man überstehen können.
Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuserbetriebsgesellschaft (KuGes), berichtete von sechs Mill. Euro an Investitionsbedarf im Landestheater. Obwohl dies „technisch erforderlich“sei, fehle ein Grundsatzbeschluss des Landes Vorarlberg und der Stadt Bregenz.