Müll vermeiden – Chance vertagt
Die Fakten liegen selten klar auf dem Tisch. Der Müll von Einwegverpackungen ist stark gestiegen, der Mehrweganteil sank auf unter 19 Prozent. Die vorgestellte Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz versucht mit Mehrwegquoten den haltlosen Absturz aufzufangen: Ab 2024 soll Bier zu mindestens 60 Prozent, Mineralwasser zu 20 Prozent, Limos und Fruchtsäfte zu zehn Prozent in Mehrweggebinden angeboten werden. Sehr sportlich?! Eine Generation zurück (1994) lagen die realen Mehrweganteile dafür bei 93 Prozent (Bier), 96 Prozent (Mineralwasser), 27 Prozent (Fruchtsäfte), Limos (57 Prozent).
Das Kippen der damaligen Mehrweggebote auf Drängen derselben, die auch die aktuelle Novelle verwässern, zeigte volle Wirkung. Bis heute. Daran soll sich auch nichts grundlegend ändern. Dafür stehen Handelsverband, Wirtschaftskammer, Sammel- und Verwertungssysteme. Sie versprechen freiwillige Selbstverpflichtung und den Ausbau der Sammelsysteme, um den Mist wieder einzufangen, der zuvor ungehemmt ausgelassen wurde. Sollte das nicht gelingen – sind die unaufgeklärten Konsumenten/-innen schuld und die Kommunen und Abfallberater/-innen, die in ihrer Kommunikation versagten. Wie viel vom erfassten Sammelgut tatsächlich einer stofflich sinnvollen Verwertung zugeführt wurde und wird, bleibt vor allem bei Kunststoffen eine vage beantwortete Frage. Noch nirgendwo ist es gelungen, ohne Pfandregelung Plastikflaschen zu 90 Prozent wieder einzusammeln, wie es im Kreislaufwirtschaftspaket der EU bis 2030 gefordert ist. Auch gegen achtlos weggeworfenen Verpackungsmüll würde ein Pfand helfen. Wir haben durch dieses Verhindern und Verzögern schon eine Generation verloren.
Es ist höchste Zeit für ansteigende Mehrwegquoten sowie Einwegpfand auf Plastikflaschen und Dosen. Walter Galehr,