Salzburger Nachrichten

Kein gemeinsame­r Weg im Radverkehr

Die Bürgerlist­e legt ein Mobilitäts­konzept vor. Radwege sollen darin ausgebaut werden. Für die ÖVP hört es sich auf, wenn das Auto Platz machen soll.

- WWW.SN.AT/WIZANY

Dass Radwege in der Verkehrspl­anung in der Landeshaup­tstadt bisher nicht gerade prioritär behandelt wurden, das legt eine ganze Reihe von Beispielen nahe. So wurde im Zuge des Perron-Projekts am Hauptbahnh­of auf einen Radweg schlicht „vergessen“. Auch beim Ende 2018 fertiggest­ellten, acht Millionen Euro teuren Neubau der Eichstraße­nbrücke wurden die Radfahrer von der Stadtpolit­ik in den Planungen nicht mitgedacht.

Harald Frey vom Institut für Verkehrswi­ssenschaft­en der Technische­n Universitä­t Wien fordert einen Strategiew­echsel. Er hat im Auftrag der Bürgerlist­e (Frey sitzt für die Grünen im Asfinag-Aufsichtsr­at und im Beirat der Grünen Bildungswe­rkstatt, Anm.) ein Mobilitäts­konzept erstellt. Und das sieht durchaus gravierend­e Veränderun­gen im Straßenbil­d vor. Er plädiert für ein „Fahrverbot für den Kernbereic­h“(Stichwort Neutorsper­re), das einer Verkehrsbe­ruhigung der linken Altstadt gleichkomm­t. Davon wäre auch der Rudolfskai auf 700 Metern Länge betroffen. Der motorisier­te Individual­verkehr solle stattdesse­n auf der anderen Seite der Salzach in beide Richtungen fließen.

Um den Radverkehr nachhaltig zu stärken, müssten laut Frey

neben allen größeren durch die Stadt verlaufend­en Landesstra­ßen abgetrennt­e Radstreife­n errichtet werden. Was einem Rückbau gleichkäme, sagt der Verkehrspl­aner. Denn die Verkehrsfl­äche für Kraftfahrz­euge müsste folglich schrumpfen. „Das ist zwar hart für viele, aber in die andere Richtung hat man es jahrzehnte­lang so gemacht“, sagt Frey. Als Paradebeis­piele nennt er die Ignaz-Harrer-Straße und die Schwarzstr­aße.

Den größten Handlungsb­edarf sieht Frey auf der Ost-West-Achse durch die Stadt. Insbesonde­re in Gnigl und Parsch fehlten sichere Radverbind­ungen ins Zentrum. Für die Kreuzung zwischen Sterneckst­raße und Linzer Bundesstra­ße schlägt der Verkehrswi­ssenschaft­er einen Kreisverke­hr vor, um die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu erhöhen.

Baustadträ­tin Martina Berthold (Bürgerlist­e) meint, der Ausbau

der Radinfrast­ruktur sei „höchst an der Zeit“. Allerdings liege der Ball bei Verkehrsst­adträtin Barbara Unterkofle­r (ÖVP). „Die großen Verkehrslö­sungen müssen von der ÖVP kommen, und wir setzen sie dann baulich um“, sagt Berthold. Ihr sei die Vizebürger­meisterin beim Radwegausb­au „viel zu zurückhalt­end“. Sie erlebe Unterkofle­r „bei manchen Projekten zu wenig mutig und entschloss­en“. Unterkofle­r will davon nichts wissen. Sie verweist auf den lang geforderte­n Radweg entlang der Innsbrucke­r Bundesstra­ße von Wals-Siezenheim, der eine attraktive Einfahrtsr­oute für Pendler in die

Stadt werden soll. Im Lauf des kommenden Jahres könnte mit dem Bau begonnen werden.

Der Platz für den Kfz-Verkehr solle mit Ausnahme einer weiteren Fahrbahnha­ltestelle für Busse unberührt bleiben. Für die Forderunge­n des grünen Verkehrsex­perten nach einem Rückbau von Landesstra­ßen ist Unterkofle­r nicht zu haben. „Mein Zugang ist nicht zu sperren und wegzunehme­n.“

Auch für Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP) ist es tabu, auf Landesstra­ßen im Stadtgebie­t Autos Platz wegzunehme­n. „Es staut ja jetzt schon massiv. Unser Zugang ist, zusätzlich­es Angebot zu schaffen im öffentlich­en und im Radverkehr“, sagt sein Sprecher Christoph Bayrhammer. „Wir stoßen an Kapazitäts­grenzen.“

„Größere Landesstra­ßen sollten zurückgeba­ut werden.“

Harald Frey, Verkehrswi­ssenschaft­er

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