Hier geht der Wirt beim Chefkoch in die Lehre
STEFANIE SCHENKER
Wenn der neue Steinlechner-Wirt Babak „Bobby“Ahmadian und Küchenchef Manuel Klein am 20. Mai das Wirtshaus Steinlechner wieder aufsperren, dann ist das ein Neustart nach mehr als 500 Schließtagen. Der frühere Pächter hatte am 21. Dezember 2019 zugesperrt. Jetzt haben im Steinlechner noch die Handwerker alle Hände voll zu tun. Die Kühltechnik wurde komplett erneuert, auch die Küchengeräte sind neu und die Gasträume wurden revitalisiert, ohne ihr Ambiente zu verlieren. Das ehemalige Fenster zwischen Küche und Gastraum wurde wieder geöffnet und mit einem elektrisch zu bedienenden Rollladen versehen. Bei den Investitionen in sechsstelliger Höhe sei man vom neuen Hauptpächter Stiegl, dessen Bier nun ausgeschenkt wird, unterstützt worden. Was noch fehlt, ist Personal: Von 30 Mitarbeitern braucht Bobby Ahmadian noch 18 – darunter Empfangspersonal, Küchenhilfen und Servicekräfte. Und auch sonst ist noch lang nicht alles fertig. In den Gasträumen stapeln sich noch die Stühle, und im Gastgarten wurden am Dienstag Tische und Stühle zur Probe aufgestellt. Einmal für Maximalbesetzung und einmal für die pandemiebedingt reduzierte Gästeanzahl. „Im Gastgarten werden wir 160 bis 180 Gäste unterbringen, drinnen etwa 100“, meint Bobby Ahmadian. Einen Tag vor der Eröffnung am 20. Mai findet ein Probelauf für Familienangehörige statt. „Die eigene Familie kritisiert am schärfsten, sie verzeiht aber auch Fehler, und es wird am Anfang nicht rund laufen“, sagt Bobby Ahmadian.
Der 40-Jährige blickt auf jahrelange Erfahrung in der Nachtgastronomie zurück. Vor zehn Jahren eröffnete er mit einem Geschäftspartner das Monkeys am früheren Bazillus-Standort. Später kam das Darwin’s dazu – die beiden Mitgesellschafter Raphael Murray und Andreas Allesch sind auch jetzt im Steinlechner als Geschäftspartner mit im Boot. Operativ geführt wird das Wirtshaus aber von Bobby Ahmadian und Manuel Klein.
Das Besondere: Der neue Wirt wird bei seinem Geschäftspartner Manuel Klein in die Lehre gehen. „Kochen zu lernen war immer schon mein Traum“, sagt der gebürtige Welser. „Wenn ich dann die Kochjacke anhabe, bin ich nicht mehr Chef, sondern nur mehr Lehrling, das wissen auch meine Mitarbeiter“, meint er.
Nach der Matura hatte Bobby Ahmadian zunächst Erdölwesen an der Montanuniversität Leoben studiert, nebenher aber immer in der Gastronomie gearbeitet. „Irgendwann musste ich mich dann entscheiden“, sagt er. Vor 15 Jahren
verschlug es ihn dann nach Salzburg – an die FH Urstein, wo er den Studiengang Tourismusmanagement besuchte – aber nicht ganz zu Ende brachte, denn da kam das Monkeys dazwischen. Jetzt, mit 40, will er dort Platz für Jüngere schaffen – das Lokal laufe auch ohne seine Anwesenheit gut. „Ich wollte etwas mit Essen“, sagt er. Und das wird im Steinlechner traditionell österreichisch sein, verrät Chefkoch Manuel Klein. Er wird auf fast schon vergessene Rezepte der österreichischen Küche zurückgreifen – wie zum Beispiel den gebackenen Kalbskopf oder die Milzschnittensuppe. Daneben soll es Klassiker wie ein Mal wöchentlich einen frischen Schweinsbraten geben. Aber auch für Vegetarier und Veganer hat Manuel Klein einiges im Angebot, etwa Knödelvariationen mit roten Rüben und Schafkäse, Spinat, Tomate und Mozzarella oder Kohl-HirseTaler mit Hafersorbet. Und: Bis Anfang Juli soll es eine Steinlechner-App geben, über die man Gerichte als Take-away bestellen kann.
„Richtig kochen zu lernen ist seit Langem ein Traum von mir.“