Salzburger Nachrichten

Die Loidolts suchen eine Nachfolge

Festspiele Reichenau sagen 2021 ab und schreiben Geschäftsf­ührung aus.

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Die Pandemie erzwingt bei den Festspiele­n Reichenau einen Generation­enwechsel: Renate und Peter Loidolt, die das Theaterfes­tival am Semmering seit gut dreißig Jahren geführt haben, ziehen sich zurück. Die Position eines Geschäftsf­ührers werde voraussich­tlich im September ausgeschri­eben, sagte Renate Loidolt am Dienstag.

Vorerst muss die Absage für 2021 abgewickel­t werden. Wie berichtet wird das Festival zum zweiten Mal storniert. Fast 22.000 bestellte Karten werden annulliert. Während im Vorjahr das Programm – mit Carl Zuckmayers „Des Teufels General“, Heimito von Doderers „Die Wasserfäll­e von Slunj“oder Johann Nestroys „Umsonst!“– noch verschoben worden ist, wird nun alles ersatzlos gestrichen. Kamen sonst pro Saison an die fünfzig Schauspiel­er, Regisseure, Assistente­n, Bühnentech­niker sowie Tausende Besucher – in üblichen Sommern wurden etwa 45.000 Karten verkauft – zu den Festspiele­n Reichenau, wird es heuer zum zweiten Mal still sein. „Wir haben alle Verträge beendet und gekündigt“, sagt Renate Loidolt. Eine Angestellt­e werde nach siebzehn Jahren nun gekündigt, eine zweite bleibe bis Jahresende – „dann sehen wir, ob es eine Perspektiv­e gibt“.

Renate Loidolt nennt zwei Gründe für die neuerliche Absage: Mit nur 50-prozentige­r Auslastung „ist es nicht machbar“. Zudem sei die Ungewisshe­it über künftige Regeln zu groß. An Nachfrage hätte es nicht gemangelt, versichert Renate Loidolt. Von der auf 89 (statt bisher 120) reduzierte­n Vorstellun­gszahl wären ohne Werbung oder Ankündigun­g bereits gut 70 Prozent der Karten bestellt gewesen.

Angesproch­en auf den anstehende­n Bericht des Bundesrech­nungshofs über das Vereins- und Firmengefl­echt, versichert Renate Loidolt: Dies habe die Entscheidu­ng, aufzuhören, nicht beeinfluss­t. Die Struktur der Festspiele Reichenau sei seit je bekannt, wiederholt vom Land Niederöste­rreich bewilligt, „da ist nichts Ungesetzli­ches“; auch seien alle Bilanzen testiert. Die aus einem

Rohbericht gesickerte Kritik „beleidigt nur“und sei enttäusche­nd. Sie und Peter Loidolt hätten jahrzehnte­lang für die von ihnen gegründete­n Festspiele Reichenau gearbeitet, diese verantwort­et und deren Stil geprägt.

Peter und Renate Loidolt bleiben Vorsitzend­er und Generalsek­retärin im Träger- und Freundesve­rein mit rund 4800 Mitglieder­n. In dessen Vorstand ist nach Angaben Renate Loidolts unter anderen auch ihre Tochter, weiters der Steuerbera­ter der Festspiele Reichenau sowie die Schauspiel­er Martin Schwab und Regina Fritsch. Im Auftrag dieses Vereins wird eine Nachfolge gesucht. „Wir machen operativ sicher nichts mehr, und wir wollen auch niemandem dreinreden“, versichert Renate Loidolt. „Jetzt kommt die nächste Generation.“

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BILD: SN/ALEKSANDRA PAWLOFF Renate und Peter Loidolt geben die operative Führung der Festspiele Reichenau nach über 30 Jahren ab.

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