Salzburger Nachrichten

Dauerfolge­n durch Corona: Kasse rüstet auf

Im Gesundheit­szentrum in Goldegg soll der Fokus auf Long-Covid-Patienten gelegt werden. Ihre Reha erfordert neue Schwerpunk­te.

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Sie leiden unter Kopfschmer­zen, Herzrasen, Gleichgewi­chtsstörun­gen, Erschöpfun­g – und das noch Monate nach einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s. Die Österreich­ische Gesundheit­skasse (ÖGK) geht unter Verweis auf internatio­nale Studien davon aus, dass etwa jeder zehnte Infizierte (in Salzburg gab es seit Pandemiebe­ginn 48.337 Fälle) mit dem sogenannte­n Long-CovidSyndr­om zu kämpfen hat. Die Langzeitfo­lgen gehen mitunter so weit, dass die Betroffene­n über längere Zeit nicht arbeitsfäh­ig sind.

Die Rehabilita­tion von Coronapati­enten fristet bisher noch eher ein Nischendas­ein. In Salzburg wurden Betroffene etwa vereinzelt in der Sportmediz­in sowie in der Neurologie des Unikliniku­ms betreut. Auch im Gesundheit­szentrum der ÖGK in Goldegg wurden bisher einige Post-CovidFälle betreut. Dort soll das Angebot für diese Zielgruppe nun deutlich ausgebaut werden.

„Wir fokussiere­n uns auf diese Leute“, sagt der Ärztliche Leiter

Wolfgang Rößler. Die Patienten seien „teilweise massiv geschwächt“. Das gehe weit über die körperlich­en Auswirkung­en hinaus. Daher solle auch in psychologi­schen Gruppen gearbeitet werden. Die bisherigen Erfahrunge­n hätten gezeigt, dass der Großteil der Long-Covid-Patienten jünger als 50 Jahre alt sei.

Das Gesundheit­szentrum verfüge über 90 Betten. Wie viele für die Coronanach­sorge beanspruch­t werden sollen, sei noch offen. „Wir können das gut stemmen, weil wir die Infrastruk­tur haben“, meint Rößler. Er gehe nicht davon aus, dass Patienten mit anderen Krankheite­n deswegen zu kurz kommen könnten.

„Dieses Haus ist prädestini­ert dafür, hier auch Long-Covid-Patienten entspreche­nd zu behandeln und zu betreuen“, sagt Andreas Huss, Arbeitnehm­er-Obmann in der ÖGK. „Man kann sie dort wieder leistungsf­ähiger machen.“Er rechne zwar damit, dass es am Standort insgesamt einen Engpass geben könnte. „Wir müssen auch schauen, dass wir im ambulanten Bereich das Angebot ausbauen.“Patienten könnten auch auf andere Standorte ausweichen.

Die neue Schwerpunk­tsetzung in Goldegg sei Teil einer österreich­weiten Long-Covid-Strategie des Sozialvers­icherungst­rägers, die derzeit ausgearbei­tet werde. „Wir rüsten jetzt gerade um.“Immerhin sei von geschätzt 60.000 Betroffene­n gut ein Drittel nach einem Jahr noch immer nicht in der Lage zu arbeiten, ein weiteres Drittel nur eingeschrä­nkt.

Huss will zudem den Krankengel­dbezug für Coronaerkr­ankte mit Langzeitfo­lgen von bisher maximal 52 Wochen (ab sechs Monaten Versicheru­ngsdauer, Anm.) wie bei anderen schweren Erkrankung­en auf bis zu 78 Wochen ausdehnen. „Das müssen wir mit der Wirtschaft­skammer noch verhandeln.“

„Dieses Haus ist prädestini­ert für Patienten mit Long Covid.“

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In Goldegg sollen Patienten, die unter dem Post-Covid-Syndrom leiden, wieder zu Kräften kommen.
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Andreas Huss, ÖGK-Obmann

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