Salzburger Nachrichten

Mann starb nach Einnahme von Morphinprä­parat: Frau vor Gericht

- Wid

Um eine Tragödie im Drogenmili­eu ging es Mittwoch in einem Strafproze­ss am Landesgeri­cht. Eine 25jährige Flachgauer­in musste im Zusammenha­ng mit dem Tabletten-Tod eines 29-jährigen Bekannten vor Richterin Marlene Swozil auf dem Angeklagte­nstuhl Platz nehmen. Staatsanwä­ltin Sabine Krünes lastete der jungen Frau grob fahrlässig­e Tötung an.

Konkret soll die von Notstandsh­ilfe lebende 25-Jährige am 11. November 2020 dem 29-jährigen Pakistaner in ihrer Wohnung mehrere Tabletten des Drogenersa­tzmedikame­ntes Compensan zur Einnahme überlassen haben. Dies habe die Angeklagte getan, obwohl sie gewusst habe, dass es sich bei dem morphinhal­tigen Präparat um „verschreib­ungspflich­tige und sohin gefährlich­e Tabletten handelt“, so Krünes. Der Mann starb laut

Strafantra­g infolge der Einnahme des Drogenersa­tzpräparat­s. Die Angeklagte kontaktier­te noch den Notarzt, der den 29-Jährigen aber nicht mehr retten konnte.

Die junge Frau, sie ist mehrfach vorbestraf­t, bekannte sich „nicht schuldig“. Verteidige­r RA Georg Karlbauer: „Es ist sehr tragisch, was passiert ist. Tatsache ist, dass der Mann verstarb. Aber es liegt hier zum Ersten ein hoher Grad der Mitwirkung des Opfers an seinem Ableben vor. Der Mann hat die Angeklagte mehrmals um Compensan gebeten, bis sie ihm schließlic­h eine Tablette gab. Zum Zweiten stellt sich die Frage, ob die Angeklagte, die selbst schwer drogensüch­tig war, überhaupt in der Lage war, ein allfällige­s Unrecht zu erkennen.“

Die junge Frau, eigenen Angaben

nach schon seit sechs Jahren Compensan-Konsumenti­n, schilderte, dass das spätere Opfer bereits am Nachmittag des 10. November „mit einer halben Flasche Whisky und fünf Gramm Kokain“zu ihr auf Besuch gekommen sei: „Wir haben geredet und Musik gehört. Er hat dabei drei bis vier Gramm Kokain gezogen, ich nur ein Gramm. Wir haben die ganze Nacht nicht geschlafen.“Am Vormittag des 11. November „hat er mich dann angebettel­t, ich soll ihm Compensan geben. Ich habe dann eine Tablette geteilt. Und ihm zuerst eine Hälfte gegeben und rund zwei Stunden später die zweite Hälfte. Mehr nicht. Nach der ersten Hälfte war bei ihm alles in Ordnung.“Außerdem, so beteuerte die 26-Jährige, habe ihr der Bekannte gesagt, „dass er Compensan früher schon einmal genommen hat“.

Die Richterin vertagte den Prozess; sie lässt ein pharmakolo­gisches Gutachten einholen.

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