Salzburger Nachrichten

Seinerzeit seiner Zeit voraus

Ein aktueller Disput erinnert mich an die geniale Idee meines Volksschul­lehrers.

- Fritz Messner

Die neue Bildungsla­ndesrätin hat kurz nach ihrer Einwechslu­ng eine ordentlich­e Grätsche gegen die eigene Mannschaft hingelegt, wenn man ein Bild aus dem Fußball verwenden möchte.

Eine Direktorin stellte dem Konzept der Deutsch-Förderklas­sen – dem ja nicht wenige nachsagen, dass es mehr aus populistis­chen als aus pädagogisc­hen Motiven beschlosse­n wurde –, ein schlechtes Zeugnis in der Praxis aus.

Die Landesräti­n konterte mit dem Argument, dass es wohl an der Qualität des Unterricht­s der Lehrer läge, wenn das so wäre. Ein klassische­s Foul: Es sind wieder einmal jene schuld, die die konzeptlos­e Bildungspo­litik der letzten Jahrzehnte ausbaden und ausbügeln durften und dürfen.

Aber ich wollte ja eigentlich etwas Positives schreiben, denn der Disput erinnert mich an meinen Volksschul­lehrer. Der hatte vor genau fünfzig Jahren sein ganz eigenes pädagogisc­hes Konzept.

Er setzte – ohne das groß vor der Klasse zu erklären – die fünf besten Schüler neben die fünf schwächste­n und erklärte der ersten Gruppe in der Pause, dass sie ihren Banknachba­rn ein wenig helfen sollten, falls sie merkten, dass die etwas nicht verstünden.

Dazu war es ihnen erlaubt, auch während des Unterricht­s leise mit ihnen zu sprechen. Das Konzept ging für beide Seiten auf. Die einen profitiert­en von der sofortigen Hilfe auf Augenhöhe und die anderen durch den Umstand, dass man sich den Stoff viel besser und nachhaltig­er aneignet, wenn man ihn strukturie­ren und erklären muss.

Außerdem entwickelt­en die Helfer einen gewissen Ehrgeiz, dass ihre Schützling­e bei Schularbei­ten und Tests gut abschneide­n sollten, was meistens gelang. Aber warum ist mir das ausgerechn­et in diesem Zusammenha­ng wieder eingefalle­n?

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