Seinerzeit seiner Zeit voraus
Ein aktueller Disput erinnert mich an die geniale Idee meines Volksschullehrers.
Die neue Bildungslandesrätin hat kurz nach ihrer Einwechslung eine ordentliche Grätsche gegen die eigene Mannschaft hingelegt, wenn man ein Bild aus dem Fußball verwenden möchte.
Eine Direktorin stellte dem Konzept der Deutsch-Förderklassen – dem ja nicht wenige nachsagen, dass es mehr aus populistischen als aus pädagogischen Motiven beschlossen wurde –, ein schlechtes Zeugnis in der Praxis aus.
Die Landesrätin konterte mit dem Argument, dass es wohl an der Qualität des Unterrichts der Lehrer läge, wenn das so wäre. Ein klassisches Foul: Es sind wieder einmal jene schuld, die die konzeptlose Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte ausbaden und ausbügeln durften und dürfen.
Aber ich wollte ja eigentlich etwas Positives schreiben, denn der Disput erinnert mich an meinen Volksschullehrer. Der hatte vor genau fünfzig Jahren sein ganz eigenes pädagogisches Konzept.
Er setzte – ohne das groß vor der Klasse zu erklären – die fünf besten Schüler neben die fünf schwächsten und erklärte der ersten Gruppe in der Pause, dass sie ihren Banknachbarn ein wenig helfen sollten, falls sie merkten, dass die etwas nicht verstünden.
Dazu war es ihnen erlaubt, auch während des Unterrichts leise mit ihnen zu sprechen. Das Konzept ging für beide Seiten auf. Die einen profitierten von der sofortigen Hilfe auf Augenhöhe und die anderen durch den Umstand, dass man sich den Stoff viel besser und nachhaltiger aneignet, wenn man ihn strukturieren und erklären muss.
Außerdem entwickelten die Helfer einen gewissen Ehrgeiz, dass ihre Schützlinge bei Schularbeiten und Tests gut abschneiden sollten, was meistens gelang. Aber warum ist mir das ausgerechnet in diesem Zusammenhang wieder eingefallen?