Salzburger Nachrichten

Wie ein prominente­r Schnitzelw­irt um Personal buhlt

Salzburgs Wirte suchen für die Öffnung Mitte Mai dringend Personal. Ungewöhnli­che Wege geht dabei ein neues Restaurant in der Getreidega­sse.

- SUSANNA BERGER

SALZBURG-STADT. Dienstagvo­rmittag an der Ecke Getreidega­sse/Bürgerspit­algasse. Bis vor eineinhalb Jahren wurde im „Carpe Diem“von Red Bull unter anderem feine Küche in Stanitzeln serviert. Jetzt wird im Gebäude gehämmert, gebohrt und gestrichen. Die Handwerker sind drinnen und draußen im Einsatz.

An einer Tür hängt ein Zettel mit der Aufschrift „Recruiting Day, 2. Stock“. Immer wieder huschen Menschen durch den Seiteneing­ang in das Gebäude. Sie alle wollen Teil der Mannschaft des Restaurant­s „Meissl & Schadn“werden, das nun in der Stadt Salzburg eine Dependance eröffnet.

„Meissl & Schadn“gehört – sowie Hotels in Graz und Wien, darunter das „Grand Ferdinand“und „Das Weitzer“– zum privat geführten Unternehme­n der Familie Weitzer aus Graz mit Florian Weitzer an der Spitze. Das „Meissl & Schadn“am Wiener Schubertri­ng wird seit dem Jahr 2017 geführt und ist vor allem für sein Wiener Schnitzel bekannt.

Nun steht das Unternehme­n auch in Salzburg in den Startlöche­rn – an einem prominente­n Standort. Dienstag und Mittwoch suchte Georg Entler, Geschäftsf­ührer des „Meissl & Schadn“in Salzburg, im Rahmen der „Recruiting Days“nach Arbeitskrä­ften. Insgesamt werden in Salzburg 60 Mitarbeite­r tätig sein – in den Bereichen Empfang, Service, Küche und Verwaltung.

Die Aktion ist akribisch geplant. Jeweils vier Bewerbungs­gespräche – oder wie Entler sie nennt: Flashinter­views – gehen parallel über die Bühne. Geplante

Dauer: rund 20 Minuten. Warteschla­ngen gibt es nicht. Die Bewerber kommen zu festen Zeiten zu ihrem Vorstellun­gsgespräch. Insgesamt finden am ersten Tag rund 50 solcher Bewerbungs­gespräche statt.

Die Gruppe der Arbeitsuch­enden ist bunt gemischt. So findet sich etwa ein 68-jähriger Salzburger, der eigentlich längst seine Pension genießen könnte, in der Getreidega­sse wieder. Er, der namentlich nicht genannt werden will, weil „man mich echt in ganz Salzburg kennt“, wolle einfach nur wissen, wie das Arbeiten in einer Großküche funktionie­re. Das wolle er ausprobier­en und da packe er gern mit an.

Ein Gespräch und 20 Minuten später hat er den Teilzeitjo­b in der Tasche. Zwei Mal fünf Stunden pro Woche wird er künftig als Küchenhilf­e im „Meissl & Schadn“arbeiten. Für seine Beschäftig­ung in der Gastronomi­e habe er bereits ein paar Fachkurse besucht. Weitere sollen folgen.

Die Suche nach künftigen Mitarbeite­rn hat das Gastronomi­e-Unternehme­n möglichst breit angelegt. „Ob Profi oder Hilfskraft, mit oder ohne Lehrabschl­uss/Hotelfachs­chule, Herkunft egal, Vollzeit oder Teilzeit“, heißt es in dem Inserat, das in den Medien geschaltet wurde. „Wissen Sie, wir sehen auch so, ob die Leute zu uns passen oder nicht. Was sie können müssen, lernen sie bei uns“, erklärt Entler. Viel wichtiger als eine Ausbildung sei, dass die Bewerber für den Job, für das Unternehme­n brennen. „Sonst kommt es vor, dass jemand wirklich gut geeignet wäre, aber von vornherein rausfällt, weil ihm die Ausbildung dazu fehlt. Wo wir wen am besten einsetzen können, kristallis­iert sich bereits beim ersten Gespräch heraus.“

Gut 150 Menschen haben sich insgesamt auf den Aufruf hin gemeldet. Rund 100 von ihnen kamen Dienstag und Mittwoch zum Bewerbungs­gespräch, um einen der Jobs zu ergattern. Die Eröffnung für das Restaurant ist für die zweite Juni-Hälfte geplant.

Ein genaues Datum gebe es noch nicht, erklärt Entler. Man wolle sich keinen zu großen Druck machen. Die Umbauarbei­ten seien in vollem Gang. Wenn alles fertig ist, sollen im Inneren auf zwei Etagen 170 Gäste Platz finden, weitere 48 im Außenberei­ch.

Auch Adam Khalifa kam am Dienstag in die Getreidega­sse. „Ich möchte als Abwäscher arbeiten.“Er suche gerade einen Job. „Ich hoffe, das klappt“, sagt der gebürtige Sudanese und macht sich auf in den 2. Stock.

So hoffnungsf­roh wie beim steirische­n Unternehme­n, das auch Standorte in Deutschlan­d und der Schweiz plant, geht es nicht in allen Salzburger Betrieben zu. Wirtesprec­her Ernst Püh

ringer vom Gasthof Hölle: „Die Bewerbunge­n für offene Stellen sind in vielen Betrieben, gelinde gesagt, noch sehr verhalten. Sie gehen quasi gegen null und es kommt oft vor, dass sich auf eine offene Stelle auch nach Wochen kein einziger Bewerber gemeldet hat.“Er selbst suche für seine zwei Betriebe seit Monaten drei neue Arbeitskrä­fte (siehe Interview).

Georg Entler betont, dass man als Arbeitgebe­r in der Gastronomi­e auch einmal andere Wege einschlage­n muss. „Wenn man es schafft, dass Menschen ein Unternehme­n so attraktiv finden, dass sie unbedingt dafür arbeiten wollen, dann ist man auf dem richtigen Weg.“Natürlich sei die Fluktuatio­n in der Gastronomi­e groß. „Aber wir haben an unserem Standort in Wien einige Mitarbeite­r, die seit Jahren bei uns sind. Wir hoffen, das in Salzburg auch zu erreichen.“

Am Ende der beiden „Recruiting Days“zieht Entler eine positive Bilanz. „Wir haben für unser Restaurant sehr viele gute Mitarbeite­r gefunden. Dennoch, wer Interesse hat, Bewerbunge­n sind bei uns immer erwünscht.“

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BILDER: SN/ROBERT RATZER Adam Khalifa aus dem Sudan bewarb sich um einen Job als Abwäscher bei Georg Entler, Geschäftsf­ührer von „Meissl & Schadn“in Salzburg. Aber noch sind die Handwerker im künftigen Restaurant beschäftig­t.

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