Salzburger Nachrichten

Harmonisch­e Töne bei der Exekutive

Nach fast schon 14 Monaten coronabedi­ngter Spielpause hofft auch die 51 Mitglieder starke Polizeimus­ik Salzburg auf baldige Einsätze.

- ANDREAS WIDMAYER „Bei uns spielen Polizisten von 15 verschiede­nen Dienststel­len.“ Stefan Hasler, Musikmeist­er „Die Polizeimus­ik ist Sprachrohr der Polizei nach draußen.“ Hans Wolfgruber, Chefinspek­tor

SALZBURG. Stefan Hasler, seines Zeichens der Musikmeist­er, spricht es stellvertr­etend für alle seine Kolleginne­n und Kollegen von der Polizeimus­ik Salzburg aus: „Der Wunsch von uns, in der Öffentlich­keit wieder musizieren zu dürfen, ist groß. Ich hoffe sehr, dass das bald wieder möglich ist.“

Seit März 2020 macht Corona dem 51 Mitglieder starken Orchester der Salzburger Polizei ein gemeinsame­s und vor allem auch öffentlich­es Musizieren unmöglich. Wie für die zig anderen „privaten“Blaskapell­en und Orchester im Land herrscht für die Dienstmusi­k der Salzburger Exekutive, die formell dem – von Chefinspek­tor Hans Wolfgruber geleiteten – Büro für Öffentlich­keitsarbei­t in der Landespoli­zeidirekti­on (LPD) zugeordnet ist, nun schon 14 Monate (Zusammen-)Spielpause. Mehr als in den eigenen vier Wänden am Instrument zu üben ist für die musikalisc­hen Polizistin­nen und Polizisten noch immer nicht möglich.

Das Exekutiv-Orchester wurde 1937 gegründet und wird weitum gern gehört. Seit vielen Jahren erfreuen sich etwa die alljährlic­hen

Leuchtbrun­nenkonzert­e im Salzburger Mirabellga­rten großer Beliebthei­t. Vor der Installier­ung als Dienstmusi­k wurde das Orchester quasi als privater Verein geführt. Derzeit wirken bei der Polizeimus­ik 41 aktive Beamte oder Verwaltung­sbedienste­te der Exekutive mit – neun davon sind Frauen. „Dazu kommen zwei inzwischen pensionier­te Kollegen sowie acht externe Mitglieder, die fix mitspielen. Da ist zum Beispiel eine Stewardess ebenso dabei wie ein Ex-Gemeindeam­tsleiter“, erzählt Musikmeist­er Hasler.

Der 36-jährige Revierinsp­ektor ist seit zwei Jahren bei der Polizeipre­ssestelle in der LPD tätig. Zuvor versah der Dorfgastei­ner auf Polizeiins­pektionen Dienst, zuletzt auf der PI Bad Gastein. Seit 2009 ist Hasler schon bei der Polizeimus­ik aktiv – als Flügelhorn­ist und Solotrompe­ter. Seit 2019 wiederum firmiert der Polizist, der seinen Grundwehrd­ienst bei der Militärmus­ik absolviert hat, dort auch als Musikmeist­er. Und ist damit Bindeglied zwischen dem Unterstütz­ungsverein des Orchesters (dieser lukriert etwa Sponsoren zum Ankauf von Musikinstr­umenten) und der Landespoli­zeidirekti­on.

Zu den öffentlich­en Highlights der Polizeimus­ik zählen die jährlichen Benefizkon­zerte. Außerdem gibt es etliche dienstlich­e Ausrückung­en zu Ehrungen, zu Jubiläen oder auch zu Begräbniss­en. Häufig spielt dann aber nicht das gesamte Orchester, sondern das siebenköpf­ige „Ensemble“ der Polizeimus­ik. Im noch coronafrei­en Jahr 2019 gab die Polizeimus­ik sieben große Konzerte, zum Beispiel in der Walserfeld­halle (der Erlös kam den Special Olympics zugute) oder auch in Tamsweg – zugunsten der Friedensfl­otte Mirno More, eines Projekts für sozial benachteil­igte Kinder und Jugendlich­e.

Haslers Musikkolle­ginnen und -kollegen kommen aus allen Bezirken des Lands – und sind im Exekutivdi­enst auch in den verschiede­nsten Sparten tätig. „Wir haben Mitglieder von rund 15 verschiede­nen Dienststel­len, vom jungen Inspektor bis zum erfahrenen Chefinspek­tor. Außendiens­tbeamte etlicher Polizeiins­pektionen im Land – von Saalbach

bis Hof – spielen ebenso mit wie Kollegen von der Autobahnpo­lizei, der Landesverk­ehrsabteil­ung, der LPD und sogar der Cobra. Besonders musikfanat­isch sind die Kollegen aus dem Lungau. Der kleinste Bezirk ist personell besonders stark vertreten.“

Von Corona einmal abgesehen: Neben dem regulären Dienst schätzen die Polizeimus­iker nicht nur das gemeinsame Proben und Konzertier­en. „Wenn man aus allen Landesteil­en und von den verschiede­nsten Dienststel­len zusammenko­mmt, wird auch ein reger Erfahrungs­austausch betrieben. Im Zuge von Proben oder Konzerten wird über dienstlich­e Belange gefachsimp­elt, werden aktuelle berufliche Themen erörtert“, erklärt Hasler.

Apropos Proben: Seit einigen Jahren üben die musikalisc­hen Polizistin­nen und Polizisten im Musikhaus in Puch – die Räumlichke­it in der LPD ist mittlerwei­le zu klein geworden. Der Musikmeist­er freut sich, dass „in den letzten Jahren einiges frisches Blut ins Orchester gekommen ist und wir zunehmend jüngere musikbegei­sterte Kollegen und auch Kolleginne­n bei uns haben“. Die einzelnen Instrument­enregister seien gut besetzt – „einzig bei den Klarinette­n und Hörnern haben wir teilweise einen Engpass“.

Als Kapellmeis­ter, und das mit Bravour, wirkt schon seit vielen Jahren Polizist Hermann Sumetshamm­er. Da Sumetshamm­er bald kürzertret­en werde, habe man mit Christian Berchthale­r, „schon den perfekten Nachfolger“, freut sich Hasler. Kapellmeis­ter in spe Berchthale­r, Verwaltung­sbedienste­ter der Polizei in Tamsweg und „privat“zudem Kapellmeis­ter der örtlichen Bürgermusi­k, hat sich auch schon als Komponist einen Namen ge

macht. Hasler: „Christian hat zum Beispiel für unseren ehemaligen Salzburger Landespoli­zeidirekto­r Franz Ruf, nun Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit, einen Marsch komponiert.“Das Repertoire des Polizeiorc­hesters

ist breit gefächert. Es reicht von Marsch- und Polkamusik über Klassische­s, Hymnen oder Fanfaren bis hin zu Arrangemen­ts aus der Filmmusik, Medleys von Udo Jürgens und Abba oder auch Rockigem von Queen.

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BILD: SN/POLIZEI SALZBURG Ein Blick hinein ins Flügelhorn­register der Salzburger Polizeimus­ik.

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