Die Opfer haben oft eine enge Beziehung zum Täter
Täter bleiben oft am Tatort, das bevorzugte Mordwerkzeug ist das Messer.
Österreich erlebt zurzeit eine Serie von Frauenmorden, nicht zum ersten Mal. Über die Täter ist wenig bekannt, außer dass sie Männer sind. Ein Blick in den Sicherheitsbericht des österreichischen Parlaments gibt ein wenig mehr über sie preis. Aufgearbeitet werden in dem Bericht Daten aus dem Jahr 2019. Das sind derzeit die aktuellsten, die verfügbar sind.
Demnach gab es in Österreich im Jahr 2019 236 Morde oder Mordversuche, 266 Täter waren involviert. 215 davon waren Männer. 132 davon hatten nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. Von den 67 Mordopfern waren 39 Frauen und 28 Männer.
Auch das Verhältnis von Opfern und Tätern ist in dem Bericht angeführt: Bei 23 Prozent der Taten hatten Opfer und Täter eine familiäre
Beziehung und lebten im gemeinsamen Haushalt, eine Beziehung hatten weitere 27, 4 Prozent.
Daten über Daten, aber was sagen sie wirklich aus? Die Leiterin des Instituts für Konfliktforschung, Birgitt Haller, sagt, die Zahlen zeigten, dass der Anteil der Migranten an vollendeten Morden höher sei, als sie dem Anteil an der Bevölkerung entspreche. Dies seien vor allem Menschen, die aus anderen EULändern kämen und bereits seit Längerem in Österreich lebten, es gehe nicht so sehr um Flüchtlinge und Asylbewerber. Ihrer Meinung nach spielt aber die Nationalität bei Frauenmorden ohnehin eine eher untergeordnete Rolle. Eher gehe es darum, welches Frauenbild in den jeweiligen Familien gelebt werde. „Oft ist es ein sehr patriarchalisches Familienbild, das oft mit Frauenfeindlichkeit verbunden ist“, sagt sie. Wenn es dann zu einer Kränkung
komme, etwa weil jemand verlassen werde, könne dies zu Gewaltausbrüchen führen. Die Männer, die diese Taten dann begingen, seien aber „weder verrückt noch krank, sondern setzen ihr patriarchalisches Weltbild um“.
Was die Statistik auch zeigt: Das bevorzugte Mordwerkzeug ist das Messer. Dies deshalb, weil es jederzeit verfügbar ist. In den vergangenen Jahren hat es generell eine Zunahme von Verbrechen gegeben, bei denen Messer eingesetzt wurden. Die Politik hat darauf reagiert, indem sie an besonders gefährdeten öffentlichen Orten Waffenverbotszonen erlassen hat.
Fast die Hälfte der Frauenmorde wurde mit einer Stichwaffe durchgeführt, meist einem Küchenmesser mit einer Klingenlänge von zehn bis zwanzig Zentimetern. An zweiter Stelle rangieren Schusswaffen.
Nach dem Mord ergreift nur etwa die Hälfte der Täter die Flucht. Ein Viertel verständigt dann noch die Rettung und die Polizei, ein kleiner Teil begeht Selbstmord. Und außerdem hatte ein erheblicher Teil der Täter, rund 40 Prozent, bereits einmal ein Betretungsverbot wegen häuslicher Gewalt erhalten.
Generell gebe es aber einen großen Unterschied zwischen Morden an Männern und Morden an Frauen. „Österreich ist generell ein sicheres Land“, sagt Haller. Sich im öffentlichen Raum zu bewegen sei kein Problem. Viele Frauenmorde ereigneten sich in den eigenen vier Wänden, also im privaten Bereich. Und die Frauen würden meist deshalb ermordet, „weil sie Frauen sind“.
Und natürlich spiele auch der soziale Status eine Rolle. Wer beengt wohne und weniger Geld habe, bei dem könne auch die Hemmschwelle zur Gewalt sinken.
Grundsätzlich seien die Maßnahmen, die die Bundesregierung gesetzt habe, um Frauenmorde zu verhindern, gut. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Sozialvereinen, Ämtern und auch den Staatsanwaltschaften zu verbessern sei sicher richtig, sagt sie. Fallkonferenzen durchzuführen ebenfalls. Und auch das Betreuungsangebot für misshandelte Frauen auszubauen und gewalttätige Männer in Therapie zu bringen sei richtig.
Grundsätzlich ändere sich aber die Situation wohl nur, wenn in der Gesellschaft ein anderes Geschlechterbild Platz greife, das sich von dem derzeit vorherrschenden patriarchalischen deutlich unterscheide.