Salzburger Nachrichten

Ärztekamme­r fordert Gesundheit­spass Er soll alle Vorsorgeun­tersuchung­en umfassen. Diese kamen insbesonde­re 2020 viel zu kurz.

- I.b.

Die niedergela­ssene Ärzteschaf­t hat fünf Lehren aus der Pandemie gezogen – und reicht sie als Forderunge­n an die Politik weiter. Wunsch Nummer eins betrifft die Vorsorgeun­tersuchung­en, bei denen es während der Coronakris­e zu starken Einbrüchen kam. Als Konsequenz wird die Einführung eines Gesundheit­spasses samt Erinnerung­sfunktion angeregt.

Gewünscht wird ferner, die Vorteile der Telemedizi­n (Onlinekons­ultationen, elektronis­che Rezepte, elektronis­che Krankschre­ibungen) weiter zu nutzen und auszubauen, sich aber sofort vom Gedanken zu verabschie­den, dass „medizinisc­he Entscheidu­ngen durch Algorithme­n

stattfinde­n“könnten, wie es Johannes Steinhart, Vizepräsid­ent der Österreich­ischen Ärztekamme­r (ÖÄK), ausdrückte.

Gefordert wird, dass stets ausreichen­d Schutzausr­üstung und Medikament­e im Land sind (oder besser: hier erzeugt werden), um von der nächsten Pandemie – die für Steinhart „sicher kommen wird“– nicht wieder unvorberei­tet getroffen zu werden. Überhaupt, so der ÖÄKVize, müsse im Gesundheit­swesen ein „neues Denken“einsetzen: „Weg von verwirrten Kostendämp­fungspfade­n.“Gefordert wird schließlic­h ein „moderner“Leistungsu­nd Honorarkat­alog. Ein Vorschlag, über den nun mit der Österreich­ischen Gesundheit­skasse verhandelt wird, sei erarbeitet.

Eine Rolle spielt darin das neue Krankheits­bild Long Covid. Die Betreuung dieser Patienten müsse eine Kassenleis­tung werden, fordert die niedergela­ssene Kardiologi­n Bonne Seyda. So müsse beispielsw­eise ausgeschlo­ssen werden, dass es zu einer Herzmuskel­entzündung gekommen sei. Die entspreche­nde Untersuchu­ng sei aber keine Kassenleis­tung. Bei anderen Untersuchu­ngen gebe es eine Deckelung, etwa beim Herzultras­chall. Seyda: „So lässt sich eine adäquate Betreuung der Long-Covid-Patienten nicht umsetzen.“Zudem könnten die niedergela­ssenen Fachärzte die Spitalsamb­ulanzen entlasten. Etwa indem sie die derzeit nur in den Spitälern zulässigen Herzschrit­tmacherübe­rprüfungen übernehmen. „Wir dürfen das nicht machen, obwohl es möglich wäre. Gleichzeit­ig sind die Spitalsamb­ulanzen am Limit“, kritisiert Seyda.

Einmal mehr appelliert die Ärztekamme­r an die Bevölkerun­g, verschoben­e Kontroll-, Vor- und Nachsorgeu­ntersuchun­gen nachzuhole­n und überhaupt wieder öfter zum Arzt zu gehen. Die Coronakris­e habe bei vielen Menschen zu einer Gewichtszu­nahme und damit zu schlechter­en Blutzucker- und Blutfettwe­rten geführt. Das seien die Wegbereite­r für Langzeitfo­lgen wie Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll.

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