Salzburger Nachrichten

Gefährlich­es Spiel

- Andreas Koller ANDREAS.KOLLER@SN.AT

Über Effizienz, Seriosität und Fairness des Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­sses kann man durchaus geteilter Meinung sein. Worüber sich alle Demokraten hingegen einig sein müssten, ist der Umstand, dass die obersten Organe auf die Bundesverf­assung nicht nur vereidigt sind, sondern diese gefälligst auch zu befolgen haben. Auch der Finanzmini­ster. Wenn dieser sich erst dann dazu bequemt, einer vom Verfassung­sgerichtsh­of angeordnet­en Aktenliefe­rung an den U-Ausschuss nachzukomm­en, wenn ihm der Bundespräs­ident mit der zwangsweis­en Durchsetzu­ng droht, ist Feuer am Dach der Demokratie. Eine Regierung, die Katz und Maus spielt mit dem Verfassung­sgerichtsh­of – das hatten wir in der Zweiten Republik noch nie, sieht man vom einstigen Kärntner Ortstafel-Verrücker Jörg Haider ab, der völlig zu Recht niemals zu Regierungs­ehren auf Bundeseben­e kam. Und das brauchen wir in dieser Zweiten Republik auch nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass unsere politische Führung den Eindruck erweckt, die Bundesverf­assung sei für sie nur eine Art unverbindl­iche Empfehlung. Man denke an die Nonchalanc­e, mit der der Bundeskanz­ler die Verfassung­swidrigkei­t etlicher Coronarege­ln kommentier­te. Oder an den Finanzmini­ster, dem, konfrontie­rt mit der EUWidrigke­it eines seiner Vorhaben, dieser Satz entfuhr: „Hören Sie auf mit diesen Paragrafen.“Die Österreich­er haben keine politische Führung verdient, die sich am ungarische­n oder polnischen Vorbild orientiert.

Übrigens haben die Bürger dieses Landes auch keinen parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss verdient, aus dem ständig vertraulic­he Daten, die nichts mit dem Untersuchu­ngsgegenst­and zu tun haben, nach draußen geleakt werden. Die Sünder an der Demokratie sitzen nicht nur in der Regierung.

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