Salzburger Nachrichten

Handel impft Mitarbeite­r ab 19. Mai

Die über 100.000 Mitarbeite­r der vier großen Lebensmitt­elketten werden in eigenen Impfstraße­n mit Biontech/Pfizer geimpft – sofern sie wollen. Der restliche Handel ist vorerst nicht dabei. Einkaufen darf man bald wieder auch später am Abend.

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SALZBURG. Seit Donnerstag läuft die Anmeldung. „Wir haben die fixe Zusage, ab 19. Mai genug Biontech/Pfizer-Impfstoff zu bekommen, um alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r impfen zu können, die das auch wollen“, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Fast 50.000 Mitarbeite­r sind das allein bei Spar, 45.000 bei Rewe (Billa, Adeg, Penny, Bipa), 12.000 bei Hofer, 5500 bei Lidl. Nach drei Wochen hoffe man alle Impfungen durchgezog­en zu haben.

Die vier großen Lebensmitt­elketten seien die Ersten, die aus jenem Kontingent geimpft würden, das der Bund österreich­weit tätigen großen Betrieben zur Verfügung stellen werde, bestätigt man im Gesundheit­sministeri­um. „Es geht um die Supermarkt­mitarbeite­rinnen, die wochenlang unter harten Bedingunge­n arbeiten mussten und nicht auf Wunsch ins Homeoffice wechseln konnten“, so ein Sprecher. Grundsätzl­ich ist die Organisati­on der Impfungen in Österreich Sache der Länder. Über das Bundeskont­ingent würden in der Folge auch andere große Unternehme­n versorgt, darunter ÖBB, Siemens, Post, AMS oder die Asfinag.

Die Impfungen selbst müssen die Betriebe organisier­en und auch die Kosten für Impfstraße­n, Ärzte und Personal zahlen. Zur Verfügung gestellt wird nur der Impfstoff. Organisier­t wird das regional unterschie­dlich. „In der Zentrale in Wiener Neudorf oder auch in Wien machen wir eigene Impfstraße­n“, sagt Rewe-Sprecher Paul Pöttschach­er. In ländlicher­en Regionen schließe man sich an Impfstraße­n vor Ort an, wo dann etwa eine Reihe für die Handelsmit­arbeiter reserviert sei. Die Anmeldunge­n würden in den einzelnen Filialen organisier­t, schildert Spar-Sprecherin Berkmann, um die Personalpl­anung in der Impfzeit zu erleichter­n. Bei Lidl hat man sich beim Impfen mit Konkurrent Rewe zusammenge­tan, so LidlSprech­er Simon Lindenthal­er.

Wie viele der Mitarbeite­r tatsächlic­h zur Impfung gehen, darüber will keiner der Händler eine

„Kleinere Händler noch nicht dabei.“

Schätzung abgeben. Der Anreiz sei groß. Nicht nur, dass ab dem 19. Mai wohl auch für den Handel eine Testpflich­t für Mitarbeite­r kommt und Geimpfte davon wohl ausgenomme­n werden. Vor allem gehe es um die eigene Sicherheit bei viel Kundenkont­akt. „Und viele unserer Mitarbeite­r haben Migrations­hintergrun­d und freuen sich darauf, leichter Verwandte in östlichen und südlichen Nachbarlän­dern besuchen zu können“, meint Berkmann.

Im gesamten Handel freilich sorgt es auch für Ärger, dass just die Lebensmitt­elketten bei der Impfung zuerst dran sind. Sind sie doch im Gegensatz zu anderen Handelsber­eichen mit massiven Umsatzzuwä­chsen durch die Krise gekommen und machten in den Lockdowns durch starkes Non-FoodSortim­ent auch geschlosse­nen Händlern Konkurrenz.

„Wir haben versucht, dass auch kleinere Händler an der Aktion teilnehmen können“, sagt Handelsver­band-Chef Rainer Will. Dazu hätte es aber öffentlich­e Subvention­en gebraucht, Teststraße­n aufzubauen, zu organisier­en und zu bezahlen, das schafften nur große Konzerne. „Da haben wir uns nicht durchgeset­zt.“

Gesamt gesehen sei es für den Handel besser, wenn möglichst viele Menschen bald durchgeimp­ft seien und nicht eine neue Neiddebatt­e für Verzögerun­gen sorge, meint Rainer Trefelik, Handelsobm­ann in der Wirtschaft­skammer.

Für den gesamten Handel gelte ab 19. Mai, dass wieder die üblichen Öffnungsze­iten erlaubt seien, also länger aufgesperr­t werden dürfe. Auch eine Testpflich­t für die Mitarbeite­r dürfte kommen, ob ein Mal in der Woche oder öfter, darüber werde noch verhandelt, sagt Trefelik. Die entspreche­nde Verordnung gebe es noch nicht, und damit auch nicht weitere Details, ab wann etwa Geimpfte nicht gestestet werden müssten. An der Maskenpfli­cht für Mitarbeite­r dürfte sich so bald nichts ändern.

Dass der Handel mit Biontech/Pfizer geimpft werde und nicht – wie andere – den Impfstoff nehmen müsse, der zur Verfügung stehe, liege zum einen daran, dass derzeit große Kontingent­e des Impfstoffs einträfen, heißt es im Gesundheit­sministeri­um, zum anderen aber auch an der Organisati­on über Impfstraße­n. Starke Kühlung und rasche Verimpfung seien dort leichter umsetzbar.

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BILD: SN/APA Die Mitarbeite­r von Supermärkt­en und Diskontern werden mit Biontech/Pfizer geimpft.
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Rainer Will, Handelsver­band

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