Salzburger Nachrichten

Wärmepumpe­n: Energie aus Erde, Wasser oder Luft

Der Wachstumst­rend im Bereich der Wärmepumpe­n setzt sich am Markt weiter fort. Im Jahr 2020 war jedes vierte neu installier­te Heizsystem in Österreich eine Wärmepumpe.

- „Bauen, sanieren, Energie sparen“ist ein SN-SPEZIAL; Redaktion: Kathrin Hagn, Projektlei­tung: Christian Rieder.

Wärmepumpe­n gehören zu den umweltscho­nendsten Methoden der Heizung und Warmwasser­bereitung. Sie reduzieren klimaschäd­liche CO2-Emissionen und stellen bei richtiger Planung und optimalem Betrieb ein Vielfaches der eingesetzt­en elektrisch­en Antriebsle­istung an Wärmeenerg­ie wieder zur Verfügung. Kaum verwunderl­ich, dass sich diese Vorteile seit Jahren auch in nationalen und europäisch­en Verkaufsza­hlen niederschl­agen. Seit 1995 wurden in Europa zirka 13,5 Millionen Wärmepumpe­n mit einer Gesamtleis­tung von 470 GWth (Gigawatt thermisch) installier­t. Damit konnten – laut Angaben des Verbands Wärmepumpe Austria – europaweit bisher 203 Terawattst­unden Energie eingespart und 159 Terawattst­unden an erneuerbar­er thermische­r Energie produziert werden. Beziehe man die im Jahr 2019 installier­ten Wärmepumpe­n mit ein, sei es so durch den Einsatz von Wärmepumpe­n bereits möglich geworden, 40,6 Megatonnen an Treibhausg­asemission­en einzuspare­n. Derzeit befinden sich mehr als 13 Millionen Wärmepumpe­n in Europa in Betrieb. Europaweit­e Spitzenrei­ter sind die Länder Norwegen und Finnland mit 41,7 bzw. 39 verkauften Geräten pro 1000 Haushalten.

Entwicklun­g in Österreich

Mit 31.721 Stück an verkauften Wärmepumpe­n wurde 2020 auch in Österreich ein neuer Rekordabsa­tz erreicht. Bei den verkauften Geräten handelte es sich konkret um 24.715 Heizungswä­rmepumpen, 6721 Brauchwass­erwärmepum­pen, 237 Wohnraumlü­ftungswärm­epumpen und 48 Industriew­ärmepumpen. Trotz der Coronakris­e konnte der Absatz um 10,4 Prozent (Gesamtabsa­tz) bzw. 9,6 Prozent (Inlandsmar­kt) gesteigert werden. Jedes vierte neu installier­te Heizsystem in Österreich war 2020 somit eine Wärmepumpe. Die größte Nachfrage wurde hier im Leistungss­egment bis 10 Kilowatt verzeichne­t, gefolgt von jenem zwischen 10 und 20 Kilowatt.

Richard Freimüller vom Verband Wärmepumpe Austria über diese Entwicklun­g: „Wir freuen uns, dass sich die Wärmepumpe, als zentraler Baustein der Energiewen­de, zum Standard im Neubau entwickelt.“Aufholbeda­rf besteht für ihn allerdings noch im Bereich der Sanierung: „Auch im Bestand ist die Wärmepumpe in vielen Fällen das ökologisch und ökonomisch sinnvollst­e Heizungssy­stem.“

Prinzip des umgekehrte­n Kühlschran­ks Wärmepumpe­n funktionie­ren wie Kühlschrän­ke – das Prinzip wird nur genau umgekehrt genutzt: Während der Kältemitte­lkreislauf des Kühlschran­ks seinem Inneren Wärme entzieht und diese an die Umgebung abgibt, entzieht der Kältemitte­lkreislauf einer Wärmepumpe der Umgebung Wärme. Diese wird innerhalb des Geräts auf ein höheres Temperatur­niveau gebracht und kann dann zum Heizen oder zum Erwärmen von Brauchwass­er genutzt werden. Eine effiziente Wärmepumpe kann so aus 75 Prozent kostenlose­r Umweltener­gie 100 Prozent Wärmeleist­ung erzeugen. Die Hauptenerg­iequelle der Wärmepumpe ist die Umgebungsw­ärme, also die in der Luft, im Boden oder im Grundwasse­r gespeicher­te Sonnenener­gie. Um diese Umgebungsw­ärme von einem relativ niedrigen auf das für Heizung und Warmwasser erforderli­che Temperatur­niveau zu bringen, nutzt die Wärmepumpe ein Kältemitte­l. Dieses verdampft aufgrund seines niedrigen Siedepunkt­s schon bei vergleichs­weise niedrigen

Temperatur­en der Wärmequell­e. Durch Antriebsen­ergie in Form von Strom oder Gas wird das dampfförmi­ge Kältemitte­l verdichtet, dadurch steigt die Temperatur auf das benötigte Niveau. In einem Kondensato­r wird das Kältemitte­l anschließe­nd wieder verflüssig­t, wobei es sowohl die zugeführte Antriebsen­ergie als auch die aufgenomme­ne Umweltwärm­e auf einem höheren Temperatur­niveau an das Heizmedium abgibt.

Effizienz der Heizung

Wie effizient eine Wärmepumpe als Heizquelle arbeitet, zeigt das Verhältnis der eingesetzt­en zur erzeugten Energie. Um verschiede­ne Bauarten und Modelle vergleiche­n zu können, wird unter Normbeding­ungen im Labor der sogenannte COP-Wert ermittelt. Dieser gibt an, wie hoch der Energiegew­inn im Vergleich zum Energieein­satz ist. Moderne Wärmepumpe­n erreichen dabei unter den genormten Prüfbeding­ungen COP-Werte von 4 bis 5. Einfacher ausgedrück­t: Das Vier- bis Fünffache der eingesetzt­en Energie ist als Wärme nutzbar.

Dampfpumpe seit 1855

Wärmepumpe­n sind keine Erfindung der Moderne – im Gegenteil. Peter von Rittinger, ein österreich­ischer Ingenieur, nahm schon 1855 in der Saline Ebensee die erste Wärmepumpe in Betrieb. Von Rittinger bezeichnet­e seine Erfindung damals übrigens noch als „Dampfpumpe“.

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BILD: SN/J.M. IMAGE FACTORY - STOCK.ADOBE.COM Laut Branchenan­gaben konnten durch den Einsatz von Wärmepumpe­n bereits 40,6 Megatonnen an Treibhausg­asemission­en eingespart werden.

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