Stipendium soll Arbeitslose in Pflege bringen
AK, AMS und Land Salzburg nehmen 2,7 Millionen Euro in die Hand, um 62 Quereinsteiger für eine Ausbildung in der Pflegebranche zu gewinnen.
SALZBURG. Im Kampf gegen den Pflegekräftemangel setzt Salzburg jetzt auf ein Pionierprojekt, das sich an Arbeitslose richtet: Erstmals erhalten sie während der zwei- bzw. dreijährigen Ausbildungsdauer nicht nur ihr Arbeitslosengeld bzw. die Deckung des Lebensunterhalts (DLU), sondern einen zusätzlichen finanziellen Anreiz: Ein Stipendium von monatlich 200 Euro (Pflegefachassistenten) bzw. 400 Euro (Diplompflegekräfte) soll Arbeitslose einerseits überhaupt motivieren umzusteigen und ihnen andererseits ermöglichen, die Ausbildung ohne finanziellen Druck zu absolvieren.
„Zwischen 55 und 60 Prozent des bisherigen Gehalts beträgt die Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld, die Deckung des Lebensunterhalts alternativ rund 850 Euro. Häufig zu wenig, um arbeitslosen Menschen den Lebensunterhalt während einer längeren Ausbildungsphase ausreichend abzusichern“, erklärt
AMS-Leiterin Jacqueline Beyer. AMS, Land Salzburg und AK ziehen bei dem Projekt an einem Strang und nehmen zusammen 2,7 Millionen Euro für 62 Ausbildungsplätze in die Hand.
Konkret geht es um zwei BFILehrgänge – einen für 32 künftige Pflegefachassistenten ab 26. Mai und einen für 30 Diplompflegekräfte ab 12. Juli. Land und AK geben jeweils knapp eine Million
AufgeSTOCKt . . .
Euro für die Ausbildungen sowie die Stipendien aus, das AMS 1,7 Millionen Euro.
Der Anstoß kam von der AK. „Jetzt in der Krise wollen wir die Rücklagen aus unserem Digitalisierungsfonds aufmachen und für soziale Zwecke verwenden“, sagt AK-Präsident Peter Eder. Und er sei froh, dass er nicht immer nur der „Mahner“sein müsse, sondern auch einmal der Impulsgeber sein könne. Geht es nach ihm, dann soll das Modell – sofern es sich bewährt – keine einmalige Sache bleiben, sondern Wiederholung finden. Dass damit dringend benötigte Mitarbeiter aus anderen Branchen wie der Gastronomie oder Hotellerie abgezogen werden könnten, glaubt er bei aktuell knapp 20.000 Arbeitslosen nicht. Mit Arbeitslosengeld und Stipendium zusammen bewege man sich bei den Einstiegsgehältern für Handel und Gastronomie.
„Die Coronapandemie hat wirtschaftlich viel Schaden angerichtet, die daraus resultierende
„Damit geht es auch letztmalig ohne Matura zum Diplom.“
Arbeitslosigkeit müssen wir abfedern. Dieses Projekt ist ein weiteres Beispiel dafür, dass man Arbeitssuchende in der Pflege, wo sie dringend benötigt werden, einsetzen kann“, betont Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Laut 2019 veröffentlichtem Bericht der Plattform Pflege entsteht bis 2024 ein zusätzlicher
„Erstmals wird Arbeitslosengeld per Stipendium aufgestockt.“
Bedarf von 3043 Pflegekräften. Die Gründe: Jährlich gehen durchschnittlich 235 Pflegekräfte in Pension, 150 kehren der Branche den Rücken und etwa 90 werden aufgrund des Leistungszuwachses (Alterung der Bevölkerung) benötigt. Berücksichtigt man das Ausbildungsangebot, ergibt sich bis 2024 eine Lücke von 880 Pflegekräften.