Schlichte Herzen erzählen von der Liebe zu einem Ort
Wenn einen Holzbalkon Herzen zieren, dann ist immer auch eine Botschaft dahinter. Die Tradition ist alt, seit jeher wird damit gespielt. So schön und schlicht wie hier tritt dieses Liebessymbol aber selten auf, die verkitschten, pieksüßen Varianten überwiegen, vor allem in den touristischen Hochburgen.
Das Haus mit den Balkonherzen ist eines der fünf Häuser im St. Gilgener Ortsteil Brunnwinkl am Wolfgangsee. Das denkmalgeschützte Ensemble ist nahezu so erhalten wie in der Zeit um 1900, die Besitzer haben alles liebevoll gerichtet, nicht einmal Stromleitungen stören das Bild. Ein wunderschöner Fleck am See, durch den der Uferweg von St. Gilgen nach Fürberg führt.
Die Herzen am Ziegelofenoder Joklhäusl lassen Durchblicke zu auf die sonnbraune Holzwand, Mauerweiß, sich an diesem Tag im Fenster spiegelndes Himmelblau. Durchbrochen wird das Herzmuster mit einem Hasenmotiv, einem lustigen (Frühlings-)Element. In die in Herz gerahmten Blicke passen aber auch eigene Gedanken.
Original ist der Balkon freilich nicht mehr, aber alten Mustern nachgemacht, wie der St. Gilgener Museumskustos Augustin Kloiber weiß. Vom Prinzip her sei das bei allen Häusern in Brunnwinkl so, das verlange den Besitzern auch viel ab und koste ein Heidengeld. „Aber die schauen da sehr.“
Bekannt ist der malerische Ortsteil durch den „Bienenforscher“Karl von Frisch (1886–1982), er erhielt 1973 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Seine Eltern hatten in den 1880erJahren das Mühlhaus für die Sommerfrische erworben, in späteren Jahren kamen die Sägemühle, das Schusterhaus und das Joklhaus dazu. Die Häuser sind auch heute noch im Besitz der Nachkommen der Wiener Familie, nur das Fischerhaus nicht.
Frisch erforschte in Brunnwinkl die Tanzsprache der Bienen und ihren Orientierungssinn. Den „Fünf Häusern am See“widmete er in seinen letzten Lebensjahren auch ein Buch. Es erzählt von der Liebe zu einem Ort – wie auch die Herzen am Balkon.