Die Ungewissheit ist eine verlässliche Begleiterin
Warten? Sich bewegen? Im Salzburger Kunstverein erforschen zwei Gäste Zustände der Unsicherheit und des Übergangs.
Sie sind immer und überall: Schnelle Bilder, im Vorbeigehen mit dem Smartphone geknipst, sind ein populäres Mittel, um den eigenen Alltag in allen Lebenslagen festzuhalten. Der Sinn muss sich nicht immer gleich einstellen, wer weiß, woran man sich vielleicht später einmal dringend erinnern will? Nicht umsonst wurde der Begriff „random“(Dt.: zufällig) unlängst zu einem Jugendwort des Jahres gekürt.
Scheinbar zufällig geht auch Tatjana Danneberg vor, wenn sie Bilder aus ihrem Leben oder jenem ihrer Freunde macht. Mit digitalen Fotolawinen haben ihre Schnappschüsse aber wenig zu tun: Sie fotografiere mit einer analogen Kamera, sagt die 1991 geborene österreichische Künstlern, die im Salzburger Kunstverein am Freitag ihre erste Einzelausstellung eröffnet hat. Die Beschränkung auf 36 Bilder, die ein Film gebiete, reize sie ebenso wie ein Element der Unsicherheit: Erst nach dem Entwickeln weiß man, wie es geworden ist. Wenn sie ins Eck geworfene Jeans fotografiert, einen Mann, dessen Kopf hinter einem King-Crimson-Plattencover verschwindet, oder eine nächtliche Nacktbadeszene, sind die Fotos zudem nur Ausgangspunkt eines komplexen Verfahrens: „Ich bin keine Fotografin, sondern Malerin“, erzählt Danneberg. Die Fotos bringt sie mit Tintenstrahldruck auf eine große Folie, dann arbeitet sie mit
Farbe weiter: Das Realistische bekommt eine Schicht Ungewissheit verpasst. Letztlich wird die Komposition von der Folie auf riesige Leinwand übertragen – nicht unähnlich wie beim Prinzip von Klebetattoos.
Eine Gefühlsbalance, die gern mit jugendlichen Lebenswelten verbunden wird, lasse sich aus ihren Bildern lesen, sagt Kunstvereins-Direktor Séamus Kealy. Der Titel „Wait a Minute“beinhaltet nicht nur Popsong-Anklänge. „Er steht für einen Moment des Unentschiedenen“, sagt Danneberg: Als ob sie erst auf ihren Platz in der Ausstellung warten, liegen auch 15 Plakatcollagen im Saal auf dem Boden.
Noch ein Songtitel, noch ein Zwischenzustand: „I’m Gonna Move Right In“heißt die Installation, die
Camille Holowka für das Kabinett gemacht hat. Der Titel verweist auf die Band Velvet Underground, mit seiner Arbeit inszeniert der 1990 geborene Künstler eine Landschaft im Übergang: Sie besteht aus der Harzskulptur eines Holzzauns, einer Soundschleife und einer Serie von Bildern, mit denen er das Metier wechselte: „Ich bin kein Maler, sondern Bildhauer“, sagt Holowka, daher denke er auch auf Leinwand „gern skulptural“: Durch romanische Fenster sieht man eine blaue Dämmerung. Ob es Abend wird, oder Morgen, bleibt ungewiss.
Ausstellung: