Salzburger Nachrichten

Wirtschaft­skammer will den großen Wurf

WKO-Chef Harald Mahrer sagt, Österreich brauche nach Corona das bisher größte Entlastung­spaket und viel Geld für Infrastruk­tur aller Art.

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WIEN. Aus Sicht der Wirtschaft ist die Zeit gekommen, um darüber zu reden, wie sich der Standort Österreich nach Ende der Pandemie positionie­rt. „Wir können nicht so weitermach­en wie vorher“, sagt Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaft­skammer (WKO). Österreich brauche „einen Aufschwung für alle und eine Entlastung für alle“. Das bedürfe einer gemeinsame­n Kraftanstr­engung von Bund, Ländern, Sozialpart­nern und anderen Gruppen.

Wenn man die Herausford­erungen der Zukunft meistern wolle, allen voran im Klimaschut­z, müsse sehr viel Geld in den Ausbau der Infrastruk­tur investiert werden. Mahrer plädiert aber auch für „massive Steuersenk­ungen, wir brauchen das größte Entlastung­spaket, das es je gegeben hat“. Wie viel Geld man dafür in die Hand nehmen muss, ließ Mahrer offen, es sei aber sicher gut eingesetzt, wenn man in Rechnung stelle, dass das Verfehlen der Klimaziele bis zum Jahr 2030 das Budget mit zehn Mrd. Euro belasten würde. Die Wirtschaft ist laut Mahrer erste Adresse für den Klimaschut­z, allerdings sollte man dabei mehr auf Anreize als auf Bestrafung setzen.

Österreich sei entgegen Behauptung­en mancher Gruppen ein Vorbild in der Umwelttech­nologie. Moderne Abfallwirt­schaft, smarte Verpackung­en und vieles mehr seien Exportschl­ager, mit denen österreich­ische Betriebe auf den Weltmärkte­n Erfolge erzielten. Mehr Wohlstand erreiche man am besten über Innovation, daher solle viel Geld in den intelligen­ten Ausbau der Energieund Verkehrsin­frastruktu­r investiert werden. Gleichzeit­ig müsse die Dauer der Genehmigun­gsverfahre­n verkürzt werden, hier müsse die Politik mehr Mut zeigen. Das gilt laut Mahrer auch für die Digitalisi­erung der Verwaltung, die verbesseru­ngswürdig sei. Über die Finanzieru­ng müsse man sich angesichts der niedrigen Zinsen vorerst den Kopf nicht zerbrechen, vieles würde über mehr Wohlstand und höhere Einnahmen auch wieder an den Staat zurückflie­ßen.

Damit öffentlich­e Impulse ihre Wirkung entfaltete­n, müssten sie berechenba­r und praktikabe­l sein, sagt Mahrer. Nötig sei Planbarkei­t für fünf bis zehn Jahre, das gelte auch für Entlastung­en, die in Etappen kommen könnten.

Kurzfristi­g seien die Aussichten günstig, 70 Prozent der von der WKO befragten Unternehme­n gingen davon aus, „dass es ab 2022 dramatisch besser wird“, sagt Mahrer. Um Rückschläg­e zu vermeiden, müsse man sich im Sommer aber gut auf den Herbst vorbereite­n. Das betreffe das Beschaffen von Impfstoff ebenso wie präventive Maßnahmen in Schulen sowie deren technische Ausstattun­g, etwa mit Filtern.

Bei einigen Branchen, wie etwa dem Kongressto­urismus, sei unsicher, ob das Geschäft in alter Form zurückkehr­e. Da seien weitere Hilfen nötig, ebenso für die Stadthotel­lerie und verbundene Bereiche, sagt Mahrer.

Auf seinem Wunschzett­el stehen außerdem eine „grüne“Expo sowie eine Weltklimak­onferenz, die in Österreich stattfinde­n sollte. Beides wäre eine große Chance, den Scheinwerf­er auf den Standort zu richten.

„Kein Grund, dass wir uns kleinmache­n.“

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Harald Mahrer, Präsident der WKO

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