„Mein Frauenbild basiert auf dem Koran“
Fatma Akay-Türker kämpft für die Gleichstellung der Frau im Islam und gegen traditionelle patriarchalische Rollenbilder. Sie tut dies mit unermüdlichem Mut und großem Herzen und beruft sich dabei auf ihr umfassendes Wissen.
eine eigene Lehre geschrieben, darin hat die Frau keinen ebenbürtigen Stellenwert und Platz.
SN: Wie kann man das ändern? Ich bin auch Historikerin und habe gesehen, dass in der Geschichte alle immer die einzige Wahrheit für sich beansprucht haben. Man muss aber auf die Gesamtlehre des Koran achten. Ich selbst konnte meine Emanzipation nur durch den Koran vervollständigen. Denn dort ist alles festgeschrieben. Man muss ihn nicht ändern. Aber wir müssen die Diskrepanz erkennen, dass wir eine Lehre haben, die die Unterordnung von Frauen vorschreibt, dass Männer Frauen schlagen dürfen, Frauen gehorsam sein müssen. Ich kann keine Kritik anbringen, ohne auch Lösungen anzubieten, und ich habe meine Lösungsvorschläge jetzt in dem Buch zusammengefasst.
SN: Gewalt gegen Frauen ist im Moment ein großes Thema, auch in der Türkei, hängt das auch mit den patriarchalen Strukturen zusammen?
Leider. Ich will hier keinesfalls pauschalisieren. Ich habe kein Problem mit Männern, meist kritisieren mich die Frauen. Ich habe ein Problem mit dem Patriarchat. Es ist großteils schuld daran. Die Quelle der Gewalt ist, wenn sich Männer immer noch überlegen fühlen und glauben, dass die Frau ihnen von Gott anvertraut wurde und sie sie daher schlagen dürfen. Sie glauben, dass die Tradition, an der sie festhalten, Religion ist.
SN: Die Frauen müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen?
Ich war in meinem 40. Lebensjahr, als ich gesehen habe, dass Gott im Koran die Frauen direkt anspricht. Die Theologie der Männer tut das nicht. Männer haben Bücher für Männer geschrieben und die Frauen nicht berücksichtigt. Wenn Frauen anfangen zu hinterfragen, dann wird es eine Veränderung geben.
Als ich meine Stimme erhoben habe, war ich fest davon überzeugt, dass es Allahs Wille ist. Aber Gottes Wille braucht auch die Männer, damit sich etwas ändert.
SN: Sie schreiben in Ihrem
Buch, der Koran hat lange vor den Menschenrechten die Gleichheit aller Menschen beschrieben?
Ich hätte kein Problem damit, dass jeder die Religion so lebt, wie er möchte. Wenn Traditionalisten das so tun und Frauen damit kein Problem haben, hab ich auch keines. Aber wenn jemand im Namen des Islam für alle spricht, dann spreche ich auch. Denn Religion gehört niemandem. Diese Menschlichkeit vermisse ich.
Das Buch von Fatma Akay-Türker: „Nur vor Allah werfe ich mich nieder“