Salzburger Nachrichten

Die Kinder haben keine Lobby

- 6373 Jochberg

Mit großem Respekt für die Herausford­erungen, mit denen Ärzte, Pfleger, Lehrer oder Entscheidu­ngsträger aller Art täglich konfrontie­rt sind, schreibe ich diesen Leserbrief. Ich habe schon an alle Stellen dieses Landes geschriebe­n, bin entweder nicht gehört oder nicht verstanden worden. Und ich bin nicht allein. Es gibt so viele Eltern, die ähnlich denken und Unterschri­ftenlisten und Petitionen organisier­en, die nirgends Erwähnung finden.

Seit Beginn dieser Krise haben wir Eltern die Maßnahmen der Regierung mitgetrage­n und empathisch die besonders Betroffene­n geschützt. Doch nach nunmehr einem Jahr mit immer mehr Maßnahmen, in ständig wechselnde­n Lern- und Lebensbedi­ngungen ist die physische und psychische Gesundheit der Kinder dieses Landes zunehmend beeinträch­tigt und gefährdet. Es ist unsere Pflicht, als liebende Eltern und Verantwort­liche mit aller Dringlichk­eit darauf hinzuweise­n, dass unsere Kinder mittlerwei­le zur Gruppe der besonders Betroffene­n und Gefährdete­n zählen und sie ebenfalls Solidaritä­t verdient haben. Die Kinder brauchen trotz der Existenz des Coronaviru­s jetzt dringend ein anderes Leben, mit annähernde­r Normalität und regelmäßig­em Schulallta­g. Der Schulallta­g soll ja jetzt bald kommen, aber normal ist das, was den Kindern bevorsteht, nicht. Normal würde freies Atmen ohne Maske für im Wachstum befindlich­e Kinder bedeuten. Normal war immer, dass gesunde Kinder gesunde Kinder sind und nicht Gefahrenqu­ellen, die an jeder Ecke lauern und alle 48 Stunden getestet werden müssen. Normal wäre für die kindliche Gesundheit und Sozialkomp­etenz, Teamsport und Bewegung machen zu dürfen. Normal wäre, Kindern nicht in Angst zu versetzen, sondern ihnen diese zu nehmen. Normal wäre, Jugendlich­e nicht zu kriminalis­ieren, wenn sie Freunde treffen.

Aber nichts ist mehr normal und darf auch nicht mehr normal sein. Die neue Normalität testet Gesunde, zeigt mit Fingern auf Hilflose, macht denen Angst, die beschützt werden müssen, nimmt den Kleinsten Gesicht und Luft, lässt diese ratlos in mimiklose Gesichter schauen und nimmt Eltern die Möglichkei­t, zu entscheide­n, was gut für das eigene Kind ist. Ich schreie jetzt nicht nach der Impfung für Kinder, damit alles wieder normal wird und ich endlich wieder ins Flugzeug steigen und reisen kann. Nein, glückliche­rweise ist es so, dass die Krankheit unsere Kinder nicht betrifft. Für die Kinder stellen also der Besuch der Schule sowie der Besuch von Freizeitei­nrichtunge­n und diese echte Normalität keine signifikan­te Gefahr dar.

Wer sich vor Covid-19 schützen muss, ist erwachsen und für sich selbst verantwort­lich, darf sich impfen und/oder isolieren. Warum sollten diese Verantwort­ung wieder die Kinder übernehmen? Weil sie keine Lobby haben und Maßnahmen an ihnen einfach umsetzbar sind. Weil wir einzelnen Eltern, die sich hinsetzen und schreiben, nicht gehört werden. Katharina Hochfilzer,

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