Salzburger Nachrichten

Eine Schicksals­frage

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Die Frage nach Kindern hat sich mir nie konkret gestellt. Erst vor einiger Zeit, ich bin eine neue Partnersch­aft eingegange­n, haben wir über Familienpl­anung geredet und gegrübelt: Sollen wir? Sollen wir nicht? Wir haben es zur Schicksals­frage gemacht: Wenn es sein soll, soll es halt noch sein. Ich hatte aber nun eine Fehlgeburt.

Grundsätzl­ich war mir immer klar: Ich bekomme einmal Kinder. Ich bin mit dem klaren Bild aufgewachs­en, dass eine Frau heiratet und Mutter wird. Als ich Anfang 20 war, ist meine eigene Mutter gestorben. Sie war alleinerzi­ehend, eine tolle Frau. In den ersten Jahren herrschte viel Chaos in meinem Leben. Irgendwann kam dann eine Phase, in der ich mich fragte, ob es nun nicht Zeit wäre, eine Familie zu gründen. Aber je länger man damit zuwartet, umso mehr lebt man sich in seinem Leben ein, baut sich etwas auf und will es nicht mehr so leicht verändern. Im Nachhinein hätte ich mir mit Anfang 20 sicher leichter getan. Aber ich weiß schon, dass es das perfekte Alter zum Kinderkrie­gen nicht gibt.

Mein Umfeld hat meine Kinderlosi­gkeit oft kommentier­t. Erst hieß es: „Wann packst du endlich an?“Nach der Fehlgeburt: „Jetzt wolltet ihr noch ein Kind? Bist du dafür nicht schon zu alt?“

Das Wichtigste ist für mich immer, dass ich auf mich höre. Ich habe auch ohne Kind ein gutes Leben. Am Muttertag denke ich nicht daran, dass ich keine Kinder habe. Ich vermisse viel mehr meine eigene Mutter.

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