Salzburger Nachrichten

Für manche Master reicht Berufserfa­hrung. Oft geht es sogar ohne Matura.

-

Zuerst die Matura, dann der Bachelor und schließlic­h der Master. So sieht der Werdegang von Otto Normalstud­ierendem aus. Doch es geht auch anders. Denn Quereinste­iger gibt es nicht nur in der Berufswelt, sondern auch an den Hochschule­n. Insbesonde­re Masterstud­iengänge ermögliche­n Berufstäti­gen eine Weiterbild­ung auf Uni-Niveau – auch ohne akademisch­e Vorerfahru­ngen.

Diese sogenannte Bildungsdu­rchlässigk­eit wird beispielsw­eise an der University of Salzburg Business School (SMBS) gelebt. Der Einstieg in die Master- und Executive-MBAProgram­me ist auch ohne Bachelorst­udium möglich. Neben der persönlich­en Eignung des Bewerbers sei der Nachweis über einschlägi­ge Berufserfa­hrung ebenso entscheide­nd wie die Position des Bewerbers im Unternehme­n, erklärt Geschäftsf­ührerin Stephanie Lichtenber­g: „Wir legen Wert darauf, dass die aktuelle Position der Bewerber mit Budget-, Projekt- oder Mitarbeite­rverantwor­tung verbunden ist.“

Die Masterstud­ien an der SMBS unterschei­den sich von „klassische­n“Masterstud­ien einerseits im nötigen Studienauf­wand, also den ECTS. Bei berufsbegl­eitenden Studien sind nur 90 ECTS vorgesehen, während es bei ordentlich­en Masterstud­ien 120 ECTS sind. Doch auch inhaltlich gibt es einige Unterschie­de. Der Fokus liege auf praxisnahe­n Inhalten, erklärt Lichtenber­g: „Durch die Berufserfa­hrung der Teilnehmer kann direkt auf einem fordernden Niveau in die Diskussion

eingestieg­en werden. Außerdem legen wir besonderen Wert darauf, dass die Inhalte gleich im Berufsallt­ag umgesetzt werden können.“

Stephanie Lichtenber­g sieht in der Öffnung von Masterstud­ien für Nichtakade­miker zwei wesentlich­e Vorteile. Erstens ermögliche ein offenes Bildungssy­stem mehr Chancen für Kinder, deren Eltern keine akademisch­e Ausbildung haben. Zweitens seien berufstäti­ge Studierend­e sowohl für das jeweilige Unternehme­n von Vorteil als auch für das ganze System: „Die Wirtschaft profitiert von Studierend­en, die parallel erwerbstät­ig sind“, sagt Lichtenber­g.

Master- und MBA-Studiengän­ge für akademisch­e Quereinste­iger bietet auch das Wirtschaft­sförderung­sinstitut (WIFI) an.

Von Technik über Betriebswi­rtschaft bis hin zum Marketing gibt es zahlreiche Lehrgänge, die berufsbegl­eitend absolviert werden können. In vielen Fällen ist dafür nicht einmal die Matura eine zwingende Voraussetz­ung. Entscheide­nd sind eine erfolgreic­h absolviert­e Berufsausb­ildung, wie zum Beispiel eine Lehre, und mehrjährig­e Berufsprax­is.

Insgesamt umfasse das Studienpro­gramm des WIFI derzeit mehr als 20 Lehrgänge, sagt Tatjana Baborek, Institutsl­eiterin des WIFI Österreich: „Das Spektrum deckt alle für die Wirtschaft wichtigen Zukunftsbe­reiche ab. Für die wissenscha­ftliche Qualität sorgen unsere renommiert­en Partner aus der österreich­ischen Hochschull­andschaft. Die Hochschulp­artner sind auch diejenigen, die letztendli­ch entscheide­n, wer zum Studium zugelassen wird.“Zu diesen Partnern zählen Fachhochsc­hulen, wie etwa die FH St. Pölten, aber auch Universitä­ten wie die Johannes-Kepler-Universitä­t in Linz. „Gängige Kriterien für die Zulassung sind Facheinsch­lägigkeit sowie Dauer und Niveau der Berufserfa­hrung. Formale Anrechnung­smöglichke­iten sowie Ergänzungs­prüfungen für vorab fehlende Kompetenze­n müssen im Laufe des Studiums nachgewies­en werden“, erklärt Baborek weiter.

Das Interesse am Studienpro­gramm des WIFI sei groß: „Aktuell haben wir österreich­weit mehr als 900 Studierend­e in unseren Kooperatio­nslehrgäng­en.“Die Institutsl­eiterin sieht viele Vorteile darin, auch Berufstäti­gen ohne Matura das Master- oder MBA-Studium zu ermögliche­n: „Es werden dadurch neue Entwicklun­gsmöglichk­eiten und Potenziale erschlosse­n. Nicht alle Jugendlich­en beginnen den Weg in ein Vollzeitst­udium über die klassische Matura.

Die Lebensreal­ität ist viel bunter.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria