Salzburger Nachrichten

Studierend­e können zwischen Uni und FH „springen“. Wann ist welche Hochschule sinnvoll?

- BILD: SN/ROBERT RATZER

Uni Salzburg

Nach einem Bachelor an der Universitä­t entschied sie sich für einen Wechsel an die Fachhochsc­hule. „Ausschlagg­ebend war für mich, dass das Studium dort wesentlich praxisorie­ntierter organisier­t ist“, sagt Rebekka Lill, Studentin des Masterstud­iengangs Management, Communicat­ions & IT am MCI in Innsbruck. Auch die kleineren Klassen und damit die Möglichkei­t des regelmäßig­en Feedbacks würden ihr helfen, persönlich zu wachsen. Und letztlich gab das breite Netzwerk ihrer Entscheidu­ng Gewicht: „Nicht nur die Kommiliton­en, sondern auch das Netzwerk an Alumni und Unternehme­n helfen mir, weitere berufliche Kontakte aufzubauen und potenziell­e Arbeitgebe­r zu kontaktier­en.“

Die Bologna-Architektu­r hat eine Vielfalt an Möglichkei­ten gebracht, sich sein Studium zu organisier­en. Ein Bachelor kann etwa an einer FH hierzuland­e absolviert werden, der anschließe­nde Masterstud­iengang an einer Universitä­t im Ausland oder andersheru­m. Die Abschlüsse können auf Deutsch oder Englisch erfolgen. Die Optionen sind also vielfältig. Was spricht zum Beispiel für den Weg von Studentin Rebekka Lill und welche Konstellat­ionen bergen welche Vorund Nachteile?

„Der Wurm muss bekanntlic­h dem Fisch und nicht dem Angler schmecken“, sagt MCI-Rektor Andreas Altmann. „Welches Modell das Bessere ist, hängt ganz vom individuel­len Profil, den Zielen und dem Lebensweg eines Menschen ab.“Zum Beispiel entdeckten Studierend­e oft erst im Laufe ihres Studiums ihre Liebe zur Wissenscha­ft. Dann führe der Weg eher von der FH zur Universitä­t, sagt Altmann. Oder aber, wie im Fall von Studentin Lill, wollen sich Studierend­e nach einer theorielas­tigeren Uni-Ausbildung im Master fit für den Einstieg ins Berufslebe­n machen. Dann führe der Weg eher von der Uni an eine Fachhochsc­hule.

Beide Wege seien geläufig, sagt auch Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre an der Universitä­t Salzburg. Hinsichtli­ch Strukturie­rung

und Ausrichtun­g unterschei­de sich ein Studium an der Uni von einem an der FH noch deutlich, „ein Wechsel ist daher immer in gewisser Weise eine Umstellung“. Das Studienang­ebot an Universitä­ten sei stärker an Wissenscha­ftsdiszipl­inen orientiert, an der FH gebe es eine „starke thematisch­e Fokussieru­ng“. Letzten Endes hänge es auch von der konkreten Fachkonste­llation ab: Ein Wechsel zwischen verschiede­nen Hochschule­n falle leichter, wenn die Studien thematisch zueinander­passten.

Die Frage, welcher Weg am geeignetst­en scheint, ist also nicht pauschal zu beantworte­n. „Unis und FHs ziehen beide grundsätzl­ich in erster Linie Maturanten an“, sagt MCI-Rektor Altmann. Die im FH-Sektor eingericht­eten berufsbegl­eitenden Studiengän­ge würden jedoch neben Maturanten in besonderer Weise auch aus dualen Ausbildung­ssystemen stammende Studierend­e ansprechen. Und letzten Endes gehe es nicht um eine unterschie­dliche Klientel, die jeweilige Hochschult­ypen ansprechen, sondern um das Interesse und die Motivlage der Studierend­en, sagt Martin Weichbold von der Uni Salzburg. „Es gibt manche, die kommen mit der Offenheit des Studiums an einer Universitä­t schwer zurecht, da sind die strukturie­rteren Angebote einer FH sicher geeigneter. Wer an grundlegen­den Fragen und an der Wissenscha­ft interessie­rt ist, ist wahrschein­lich an einer Universitä­t besser aufgehoben“, sagt Weichbold.

Und was hat sich seit der Neustruktu­rierung durch die Bologna-Architektu­r bei den Hochschule­n getan? Haben sich die Angebote von Unis und FHs angegliche­n oder wurden die Profile eher gestärkt? „Betrachtet man die beiden Sektoren jeweils gesamthaft, so haben sich diese angegliche­n“, findet MCI-Rektor Altmann. FHs seien massiv in die Forschung eingestieg­en, Unis hätten sich tendenziel­l stärker der Praxis angenähert. Davon unabhängig sieht der Experte aber eine Schärfung der Profile der jeweiligen Einrichtun­gen: „Hochschule­n haben ihr individuel­les Profil stärker fokussiert und akzentuier­t.“Dabei setzten manche zum Beispiel stark auf Technik, andere auf Informatik, wieder andere etwa stark auf OnlineStud­ien oder eine besonders internatio­nale Ausrichtun­g.

Auch Martin Weichbold von der Uni Salzburg sieht ein gewisses Ringen um das eigene Profil der jeweiligen Hochschule­n, eine Angleichun­g sieht er aber nicht. Die Entwicklun­g habe jedenfalls gezeigt, „dass für beide Platz ist und wir beide brauchen. Daher sehe ich auch nicht die Gefahr einer Angleichun­g, die Schnittste­llen könnten aber besser definiert und genutzt werden.“

Martin Weichbold,

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