Frauen erschossen: Tatmotiv gibt weiter Rätsel auf
Nach dem Doppelmord in Wals telefonierte der 51-Jährige knapp zweieinhalb Stunden mit der Polizei und ließ sich ohne Gegenwehr festnehmen.
SALZBURG. Schritt für Schritt kommen die Salzburger Kriminalisten der Mordgruppe bei ihren Ermittlungen nach dem Doppelmord in Wals-Siezenheim weiter. Wie berichtet, soll ein 51-jähriger Detektiv in der Nacht zum Donnerstag seine 50-jährige ExFreundin sowie die 76-jährige Mutter erschossen haben. Der Mann konnte Stunden später im Ortsteil Abersee am Wolfgangsee festgenommen werden.
Verweigerte der 51-Jährige am Donnerstag bis auf ein Tatgeständnis jegliche Angaben zum Motiv, so stellte er nun seine Version dar. Mit zwei Pistolen in Halftern am Körper sei er nach Beendigung eines angeblichen Berufseinsatzes zum Wohnhaus der 50-jährigen Frau nach Wals gefahren. Dort sei er auch auf die 76-jährige Mutter, die im Haus gegenüber wohnt, gestoßen. Es habe sich ein Streitgespräch entwickelt, dabei soll ihn die Pensionistin körperlich attackiert haben. In der Folge habe er eine Pistole gezogen und aus kurzer Distanz mehrmals geschossen. Warum er dann noch auf die in der Nähe stehende Tochter gefeuert habe, könne er sich nicht erklären. Dann sei er mit seinem Auto geflüchtet und direkt zum Wolfgangsee gefahren.
Die gerichtsmedizinische Obduktion ergab, dass die Mutter von drei, die Tochter von sieben Schüssen aus der Pistole tödlich getroffen worden sind. Ein Anrainer, der die Schüsse gehört hatte und den Täter noch davonlaufen sah, alarmierte sofort Polizei.
Als der Tatverdächtige an einem Campingplatz in Abersee angekommen war, sprach er einer Bekannten auf die Mobilbox und erzählte vom Geschehen sowie dass er sich umbringen wollte. Dann meldete er sich bei der Leitstelle der Salzburger Polizei. „In der Folge haben sich Gespräche über einen Zeitraum von 140 Minuten mit der Leitstelle sowie der Polizeiinspektion Wals ergeben“, sagte Polizeisprecher Hans Wolfgruber. Auch dabei habe er die Tat gestanden und einen Selbstmord angekündigt.
Während dieser Gespräche konnten die Beamten dem Anrufer den Standort entlocken, wenig später startete ein Großeinsatz mit Hubschrauber, dem Einsatzkommando Cobra sowie weiteren Polizeistreifen. Angesichts der Selbstmorddrohungen wollten die Einsatzkräfte vor allem verhindern, dass es zu einem sogenannten Suicide by cop kommt, wenn ein Lebensmüder trachtet, sich von der Polizei erschießen zu lassen.
Letztlich konnte der 51-jährige widerstandlos festgenommen und seine beiden Pistolen sowie eine größere Menge an Munition sichergestellt werden. Der Mann sei in Ausübung seiner Tätigkeit als Detektiv zum Führen der Waffen berechtigt gewesen und bislang gerichtlich unbescholten gewesen, so die Polizei am Freitag.
Dennoch sei er bei der Exekutive kein Unbekannter gewesen, zumal er immer wieder als Detektiv Anzeigen erstattet habe. Der 51-Jährige hatte bereits vor Jahren die mediale Öffentlichkeit gesucht, nachdem ihm beim Fischen angeblich seine Angelschnur von einem Schiffskapitän durchschnitten worden war, weil er in einer Schifffahrtsroute gestanden sei. Er hatte sich auch öffentlich darüber mokiert, dass die Asfinag nichts gegen einen vermeintlich übermüdeten Lastwagenfahrer auf der Tauernautobahn unternommen habe.
Der 51-Jährige, der noch am Donnerstag vor Kriminalisten gemeint hatte, er benötige keinen
Rechtsanwalt, wurde mittlerweile in die Justizanstalt nach Puch überstellt. Parallel hat sich nun der Wiener Strafverteidiger Andreas Schweitzer, der selbst eine Lizenz als Detektiv besitzt und als Präsident des Detektivverbandes fungiert, eingeschaltet: „Nachdem bei uns Anfragen eingelangt sind, ob der Betroffene Mitglied des Verbandes ist – was er aber nicht ist –, erkläre ich mich bereit, die Verteidigung des Mannes zu übernehmen, sollte dieser das wünschen“, sagte Schweitzer. Es sei ein überaus interessanter Fall.
Für Salzburg
„Tragen einer Waffe ist nur bei einem Einsatz erlaubt.“
skizzierte
der