„Meine Mama und ich sind eng verbandelt“
BARBARA HAIMERL
SALZBURG-STADT. Seit 26 Jahren begleitet Susanne Gerschpacher im Landeskrankenhaus in Salzburg werdende Mütter bei der Geburt ihrer Kinder. Rund 1700 Babys hat die Hebamme schon auf die Welt geholfen. Nach wie vor sei jede Geburt ein schönes und erhebendes Ereignis, sagt die 50-jährige Salzburgerin. Der Wunsch, Hebamme zu werden, sei in ihr kurz nach der Geburt ihrer Tochter Katrin erwacht, erzählt die 50-Jährige. „Ich war 16 Jahre jung, als ich zum ersten Mal Mutter geworden bin.“
Die Geburt sei ein beeindruckendes, durch und durch positives Erlebnis für sie gewesen. „Imponiert hat mir vor allem eine junge Hebamme, die noch in Ausbildung war, sie hat mir so gutgetan, sie war immer bei mir und hat mich umsorgt.“Der Vater von Katrin war bei der Geburt nicht dabei. „Er hat sich während der Schwangerschaft gleich einmal verabschiedet.“
Dass sie so jung Mutter geworden sei, habe ihr ganzes Leben geprägt, betont die Salzburgerin. „Ich konnte nicht ins Ausland und war nicht so frei wie andere in meinem Alter.“Auch wenn sie Stress mit der Schule hatte oder oft lieber fortgegangen wäre: „Katrin hat mich angelacht, und ich wusste, das passt, ich brauche nichts anderes.“
Ihre Mutter Dietmuth – sie wurde damals mit 45 Jahren Oma – sei ihr eine große Stütze gewesen. Sie habe ihr gezeigt, dass mit familiärem Rückhalt alles möglich sei. „Die Schwangerschaft und die Geburt haben uns extrem zusammengeschweißt, wir sind bis heute eng verbandelt.“Auch
Katrin habe eine starke Bindung zur Oma. „Wir haben damals nach der Geburt bis zum Abschluss meiner Hebammenausbildung bei meiner Mutter gewohnt. Sie hat mich von Beginn der Schwangerschaft an unterstützt und ermutigt.“Nachdem Gerschpacher nach der Geburt die Webereifachschule im Mühlviertel abbrechen musste, ermöglichte ihr die Mutter die Abendmatura und die Ausbildung zur Hebamme. „Ich habe mich drei Mal für den Lehrgang beworben, beim dritten Versuch hat es funktioniert.“Noch eine Mutter spielte damals acht Jahre lang eine wichtige Rolle: die Tagesmutter, die Katrin betreut hat, wenn Gerschpacher in der Schule und später in Ausbildung war. Ihre Mutter war ja als Alleinerzieherin
selbst berufstätig. Gerschpachers Eltern sind seit ihrem ersten Lebensjahr geschieden. Sie hat noch zwei ältere Geschwister. „Als ich schwanger wurde, hat die Mama gesagt: ,Das kriegen wir auch noch groß.‘“
Heute lebt die rüstige 80-Jährige mit ihrem Pudel in Freilassing. Sie hat alle Mamas in der Familie – dazu gehört auch Gerschpachers
Schwester – am Muttertag eingeladen und wird für die Frauen kochen.
Gerschpacher hat nach Katrin noch zwei Kinder zur Welt gebracht: Mit 32 Jahren gebar sie Sohn Luis, der heuer maturieren wird. Mit 36 brachte sie Theo zur Welt. Wie sein Bruder besucht der 15-Jährige die HTL in Salzburg. Eines seiner frühen Muttertagsgeschenke – ein Bild mit aufgeklebten Buchstaben aus Fimomasse – hängt bis heute im Wohnzimmer. Darauf steht geschrieben: „Danke Mama, dass du mich fersorkst!“
Sie habe ihre Kinder so erzogen, wie ihre Mutter sie erzogen habe, sagt Gerschpacher: „Mit viel Liebe, Toleranz und gegenseitigem Respekt.“Es sei aber zugleich wichtig, Kindern Grenzen zu setzen. Gerschpacher hat stets versucht, weder eine überbesorgte „Helikoptermutter“zu sein, die ihre Kinder ständig umschwirrt, noch ist sie eine „Rasenmähermutter“. Gemeint sind damit Mütter, die ihren Kindern jedes Hindernis aus dem Weg räumen. „Ich finde es wichtig, die Kinder aufs Leben vorzubereiten, sie müssen lernen, dass es auch Widerstände gibt.“
Katrin machte Gerschpacher mit 37 Jahren zur Oma. Enkerl Niko ist mittlerweile 13 Jahre alt, Enkelin Josefine ist fünf. „Barbara Karlich hat mich damals in ihre TV-Show eingeladen, es ging um