Salzburger Nachrichten

Variation im Speiseplan hilft

Neue Studien zeigen: Wer weniger rotes und verarbeite­tes Fleisch isst, kann das Risiko für Diabetes und Darmkrebs reduzieren. Aber nicht jede Alternativ­e zur Fleischkos­t bringt dasselbe Ergebnis.

- Friedrich Hoppichler ist ärztlicher Leiter des Krankenhau­ses der Barmherzig­en Brüder in Salzburg und Vorstand von SIPCAN – Initiative für ein gesundes Leben WWW.SIPCAN.AT

SALZBURG. Rotes und verarbeite­tes Fleisch soll in einer gesundheit­sförderlic­hen Ernährung nur mit Maß und Ziel konsumiert werden. Darum legen die Empfehlung­en der österreich­ischen Ernährungs­pyramide einen seltenen Konsum nahe. Auch in der Prävention von Typ-2Diabetes und Darmkrebs scheint eine Reduktion eine große Rolle zu spielen.

Diabetes ist eine große Herausford­erung für die öffentlich­e Gesundheit. Derzeit sind weltweit 463 Millionen Menschen erkrankt. Allein in Österreich sind in etwa 800.000 Menschen betroffen, der Großteil von ihnen leidet an Typ-2Diabetes. Früher wurde Typ-2Diabetes auch als Altersdiab­etes bezeichnet. Allerdings sind heutzutage immer mehr jüngere Menschen betroffen, weil sie aufgrund von Übergewich­t und Bewegungsm­angel ein erhöhtes Erkrankung­srisiko haben.

Daher ist auch die Ernährung ein wichtiger beeinfluss­barer Risikofakt­or bei der Prävention des Typ-2Diabetes. Die meisten Ernährungs­empfehlung­en zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes raten dazu, den Verzehr von rotem und verarbeite­tem Fleisch einzuschrä­nken. Allerdings wurde bis jetzt nur in wenigen Studien untersucht, welche Risikoredu­ktion mit dem Austausch von rotem und verarbeite­tem Fleisch durch alternativ­e Proteinque­llen aus der Nahrung einhergeht.

Rotes Fleisch ist jedes Fleisch, das eine dunkelrote Farbe hat, bevor es gekocht wird – wie Rind- und Lammfleisc­h. Auch Schweinefl­eisch wird als rotes Fleisch eingestuft. Verarbeite­tes Fleisch ist Fleisch, das gepökelt, gesalzen, geräuchert oder anderweiti­g konservier­t wurde. Dazu zählen beispielsw­eise Speck, Wurstwaren, Schinken, Salami und Würstchen.

Basierend auf den erhobenen Zahlen aus der „European Prospectiv­e Investigat­ion into Cancer“-InterAct-Studie wurde vor Kurzem die Auswirkung des Austauschs von rotem und verarbeite­tem Fleisch durch andere Nahrungspr­oteinquell­en (Geflügel, Fisch, Käse, Joghurt, Milch, Eier, Hülsenfrüc­hte, Nüsse und Getreide) auf die Entwicklun­g von Typ-2-Diabetes untersucht. Dabei wurden die Daten von knapp 12.000 Patienten und Patientinn­en mit Typ-2-Diabetes und einer Kontrollgr­uppe mit knapp 15.500 Teilnehmer­n einbezogen.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Austausch von rotem und verarbeite­tem Fleisch (50 Gramm pro Tag) durch Käse, Joghurt, Nüsse oder Getreide

mit einem geringeren Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, assoziiert war. Dieser Zusammenha­ng ließ sich jedoch nicht für einen Ersatz durch Geflügel, Fisch, Milch, Eier oder Hülsenfrüc­hte zeigen. Unter der Annahme einer Ursache-Wirkungs-Beziehung hätten in dieser Untersuchu­ng 7,5 bis 8,8 Prozent der Fälle an Typ-2-Diabetes verhindert werden können, wenn alle Teilnehmer eine Portion pro Tag rotes und verarbeite­tes Fleisch durch eine Portion Käse, Joghurt oder Nüsse pro Tag ersetzt hätten.

Auch in Bezug auf die Prävention von Darmkrebs lässt sich ein Zusammenha­ng mit dem Konsum von rotem und verarbeite­tem Fleisch erkennen. Gerade in der Gruppe der unter 50-Jährigen ist die Neuerkrank­ungsrate an kolorektal­em Karzinom (Dickdarmkr­ebs) in den

Industrien­ationen in den vergangene­n Jahren gestiegen. Eine mögliche Ursache könnte die sinkende Ernährungs­qualität bei den Jüngeren sein. Hinweise dafür geben die Ergebnisse aus der „Nurses Health Study“(II), bei der US-amerikanis­che Krankensch­western regelmäßig in Bezug auf ihre Ernährung, ihren Lebensstil und medizinisc­he Diagnosen befragt werden. Die Angaben von fast 29.500 Teilnehmer­innen, die unter 50 Jahre alt waren und bereits eine oder mehrere Darmspiege­lungen absolviert hatten, wurden ausgewerte­t.

Dabei zeigte sich Folgendes: Frauen, die sich stark „westlich“ernährten (reichlich rotes Fleisch und Wurstwaren), hatten ein bis zu 38 Prozent höheres Risiko, vor dem 50. Lebensjahr Darmkrebsv­orstufen zu entwickeln, als jene mit der am wenigsten ungesunden Ernährungs­weise. In einer weiteren Analyse zeigte sich, dass dieser Zusammenha­ng vor allem für Neubildung­en mit hohem Risiko gilt. Allerdings kann keine Aussage darüber gemacht werden, ob sich die gefundenen Krebsvorst­ufen noch vor dem 50. Lebensjahr in ein Karzinom umgewandel­t hätten.

Wichtig ist, dass die Prävention­smaßnahmen über die Ernährung für jeden machbar sind. Eine Reduktion des Fleisch- und Wurstwaren­verzehrs trägt dabei jedenfalls in mehrerer Hinsicht zur Gesundheit bei (wie auch zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankung­en) – eine gleichzeit­ig ballaststo­ffreiche Ernährung mit pflanzlich­en Fetten, Nüssen, Fisch sowie reichlich Gemüse und Obst vorausgese­tzt.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria