Variation im Speiseplan hilft
Neue Studien zeigen: Wer weniger rotes und verarbeitetes Fleisch isst, kann das Risiko für Diabetes und Darmkrebs reduzieren. Aber nicht jede Alternative zur Fleischkost bringt dasselbe Ergebnis.
SALZBURG. Rotes und verarbeitetes Fleisch soll in einer gesundheitsförderlichen Ernährung nur mit Maß und Ziel konsumiert werden. Darum legen die Empfehlungen der österreichischen Ernährungspyramide einen seltenen Konsum nahe. Auch in der Prävention von Typ-2Diabetes und Darmkrebs scheint eine Reduktion eine große Rolle zu spielen.
Diabetes ist eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit. Derzeit sind weltweit 463 Millionen Menschen erkrankt. Allein in Österreich sind in etwa 800.000 Menschen betroffen, der Großteil von ihnen leidet an Typ-2Diabetes. Früher wurde Typ-2Diabetes auch als Altersdiabetes bezeichnet. Allerdings sind heutzutage immer mehr jüngere Menschen betroffen, weil sie aufgrund von Übergewicht und Bewegungsmangel ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben.
Daher ist auch die Ernährung ein wichtiger beeinflussbarer Risikofaktor bei der Prävention des Typ-2Diabetes. Die meisten Ernährungsempfehlungen zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes raten dazu, den Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch einzuschränken. Allerdings wurde bis jetzt nur in wenigen Studien untersucht, welche Risikoreduktion mit dem Austausch von rotem und verarbeitetem Fleisch durch alternative Proteinquellen aus der Nahrung einhergeht.
Rotes Fleisch ist jedes Fleisch, das eine dunkelrote Farbe hat, bevor es gekocht wird – wie Rind- und Lammfleisch. Auch Schweinefleisch wird als rotes Fleisch eingestuft. Verarbeitetes Fleisch ist Fleisch, das gepökelt, gesalzen, geräuchert oder anderweitig konserviert wurde. Dazu zählen beispielsweise Speck, Wurstwaren, Schinken, Salami und Würstchen.
Basierend auf den erhobenen Zahlen aus der „European Prospective Investigation into Cancer“-InterAct-Studie wurde vor Kurzem die Auswirkung des Austauschs von rotem und verarbeitetem Fleisch durch andere Nahrungsproteinquellen (Geflügel, Fisch, Käse, Joghurt, Milch, Eier, Hülsenfrüchte, Nüsse und Getreide) auf die Entwicklung von Typ-2-Diabetes untersucht. Dabei wurden die Daten von knapp 12.000 Patienten und Patientinnen mit Typ-2-Diabetes und einer Kontrollgruppe mit knapp 15.500 Teilnehmern einbezogen.
Die Ergebnisse zeigten, dass der Austausch von rotem und verarbeitetem Fleisch (50 Gramm pro Tag) durch Käse, Joghurt, Nüsse oder Getreide
mit einem geringeren Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, assoziiert war. Dieser Zusammenhang ließ sich jedoch nicht für einen Ersatz durch Geflügel, Fisch, Milch, Eier oder Hülsenfrüchte zeigen. Unter der Annahme einer Ursache-Wirkungs-Beziehung hätten in dieser Untersuchung 7,5 bis 8,8 Prozent der Fälle an Typ-2-Diabetes verhindert werden können, wenn alle Teilnehmer eine Portion pro Tag rotes und verarbeitetes Fleisch durch eine Portion Käse, Joghurt oder Nüsse pro Tag ersetzt hätten.
Auch in Bezug auf die Prävention von Darmkrebs lässt sich ein Zusammenhang mit dem Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch erkennen. Gerade in der Gruppe der unter 50-Jährigen ist die Neuerkrankungsrate an kolorektalem Karzinom (Dickdarmkrebs) in den
Industrienationen in den vergangenen Jahren gestiegen. Eine mögliche Ursache könnte die sinkende Ernährungsqualität bei den Jüngeren sein. Hinweise dafür geben die Ergebnisse aus der „Nurses Health Study“(II), bei der US-amerikanische Krankenschwestern regelmäßig in Bezug auf ihre Ernährung, ihren Lebensstil und medizinische Diagnosen befragt werden. Die Angaben von fast 29.500 Teilnehmerinnen, die unter 50 Jahre alt waren und bereits eine oder mehrere Darmspiegelungen absolviert hatten, wurden ausgewertet.
Dabei zeigte sich Folgendes: Frauen, die sich stark „westlich“ernährten (reichlich rotes Fleisch und Wurstwaren), hatten ein bis zu 38 Prozent höheres Risiko, vor dem 50. Lebensjahr Darmkrebsvorstufen zu entwickeln, als jene mit der am wenigsten ungesunden Ernährungsweise. In einer weiteren Analyse zeigte sich, dass dieser Zusammenhang vor allem für Neubildungen mit hohem Risiko gilt. Allerdings kann keine Aussage darüber gemacht werden, ob sich die gefundenen Krebsvorstufen noch vor dem 50. Lebensjahr in ein Karzinom umgewandelt hätten.
Wichtig ist, dass die Präventionsmaßnahmen über die Ernährung für jeden machbar sind. Eine Reduktion des Fleisch- und Wurstwarenverzehrs trägt dabei jedenfalls in mehrerer Hinsicht zur Gesundheit bei (wie auch zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen) – eine gleichzeitig ballaststoffreiche Ernährung mit pflanzlichen Fetten, Nüssen, Fisch sowie reichlich Gemüse und Obst vorausgesetzt.