Die Straßennamen regen weiter auf
Der Streit um NS-Straßennamen geht in die heiße Phase. Bis 1998 wurden in Salzburg Straßen nach ehemaligen Nazis benannt.
die Stadt Salzburg um den Umgang mit belasteten Straßennamen, die einen Bezug zur NS-Vergangenheit haben. Zum letzten Mal tagte am Donnerstag der wissenschaftliche Fachbeirat, der seit 2015 arbeitet und Empfehlungen an die Politik liefern soll. Der 1200 Seiten starke Schlussbericht mit den Biografien der umstrittenen Namensgeber wird mit Spannung erwartet. Er dient der Politik als Entscheidungsgrundlage. Über eine Umbenennung von Straßen entscheidet der Gemeinderat. Der Bericht werde im Juni präsentiert,
SALZBURG-STADT. Was tun mit den NS-belasteten Straßennamen in der Landeshauptstadt? Rund um diese Frage sind in den nächsten Wochen hitzige Debatten zu erwarten. Denn im Historikerbericht, der im Juni veröffentlicht werden soll, gibt es einige „schwere Fälle“. Die Mitglieder des Fachbeirats für Straßennamen hüllen sich zwar vor der Präsentation des Abschlussberichts in Schweigen. Es sei aber absehbar, dass die Stadtpolitik über einige sehr heikle Fälle entscheiden müsse, heißt es.
Darunter ist etwa Heinrich Damisch, einer der Wegbereiter der sagt Historikerin Sabine Veits-Falk aus dem Stadtarchiv.
und Experten haben sich mit 66 Straßennamen befasst und sie drei Kategorien zugeordnet: Kategorie eins bedeutet, dass das Ausmaß der NS-Verstrickung nicht so gravierend ist. Kategorie zwei bedeutet, dass die NS-Belastung so hoch ist, dass der Straßenname mit einer Erläuterungstafel erklärt wird. Kategorie drei bedeutet, dass die Verstrickung so gravierend ist, dass Diskussionsund Handlungsbedarf bestehen und allenfalls eine Umbenennung in Erwägung gezogen wird.
Salzburger Festspiele, der schon 1932 der NSDAP beitrat und als Musikschriftsteller im Dienste der Nationalsozialisten gegen die „Verjudung“des Musiklebens anschrieb. Seinen Namen trägt eine Straße in Parsch. Ein heißes Eisen ist auch die Ferdinand-PorscheStraße beim Bahnhof: Der Firmengründer, seit 1937 NSDAPMitglied, konstruierte mit Unterstützung Hitlers den „Volkswagen“als Kleinwagen für die Massen. Porsche gilt als NS-Opportunist und einer der großen Profiteure des NS-Regimes. Ein anderes Beispiel ist der Puppenspieler und radikale Antisemit Gustav Resatz, nach dem eine Straße in Salzburg-Aigen benannt ist. Schon lange umstritten ist die Josef-Thorak-Straße in Aigen, die an den von Hitler hochgeschätzten NS-Staatskünstler erinnert.
Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) plädiert dafür, dem Vorschlag des Fachbeirats zu folgen, wie auch immer dieser aussieht. „Er muss die Grundlage für die Diskussion sein.“An die Adresse der ÖVP gerichtet sagt Auinger: „Es wird auf jeden Fall Umbenennungen geben müssen. Da werden Straßen dabei sein, über die wir bis jetzt noch gar nicht diskutiert haben, die aber noch viel höher belastet sind als die bisher öffentlich diskutierten.“Nichts zu tun wäre der Kommission gegenüber ein Affront. Es sei auch wichtig, dass unter den Mitgliedern im Fachbeirat Einigkeit herrsche, sagt Auinger. „Es darf nicht passieren, dass nachher ehemalige Kommissionsmitglieder
in der Öffentlichkeit kontrovers diskutieren.“Ziel sei es, noch vor dem Sommer einen Rohbericht vorzulegen, in dem erläutert werde, welche Straßen umbenannt werden sollten. Nach einem Gespräch mit Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP), den Mitgliedern im Fachbeirat und der Amtsleitung werde ein Amtsbericht erstellt. „Ich schließe aus, dass es im Gemeinderat sofort eine Einigung geben wird. Den einen wird es zu viel sein und den anderen wird es zu wenig sein, obwohl eine Expertenkommission eingesetzt war.“
Erstaunlich ist aus heutiger Sicht, dass in der Stadt bis weit in die 1990er-Jahre hinein Plätze bzw. Straßen nach ehemaligen NSDAP-Mitgliedern oder Prominenten, die in den Nationalsozialismus verstrickt waren, benannt wurden: Der Herbert-von-Karajan-Platz in der Altstadt wurde erst 1991 nach dem Dirigenten benannt. 1994 folgte der Dr.-KarlBöhm-Weg in Parsch, der an den Dirigenten erinnert, 1995 der Dr.Herbert-Klein-Weg in der Altstadt, dessen Namensgeber der