Salzburger Nachrichten

Die Straßennam­en regen weiter auf

Der Streit um NS-Straßennam­en geht in die heiße Phase. Bis 1998 wurden in Salzburg Straßen nach ehemaligen Nazis benannt.

- Seit Jahren ringt BARBARA HAIMERL THOMAS HÖDLMOSER Die neun Expertinne­n

die Stadt Salzburg um den Umgang mit belasteten Straßennam­en, die einen Bezug zur NS-Vergangenh­eit haben. Zum letzten Mal tagte am Donnerstag der wissenscha­ftliche Fachbeirat, der seit 2015 arbeitet und Empfehlung­en an die Politik liefern soll. Der 1200 Seiten starke Schlussber­icht mit den Biografien der umstritten­en Namensgebe­r wird mit Spannung erwartet. Er dient der Politik als Entscheidu­ngsgrundla­ge. Über eine Umbenennun­g von Straßen entscheide­t der Gemeindera­t. Der Bericht werde im Juni präsentier­t,

SALZBURG-STADT. Was tun mit den NS-belasteten Straßennam­en in der Landeshaup­tstadt? Rund um diese Frage sind in den nächsten Wochen hitzige Debatten zu erwarten. Denn im Historiker­bericht, der im Juni veröffentl­icht werden soll, gibt es einige „schwere Fälle“. Die Mitglieder des Fachbeirat­s für Straßennam­en hüllen sich zwar vor der Präsentati­on des Abschlussb­erichts in Schweigen. Es sei aber absehbar, dass die Stadtpolit­ik über einige sehr heikle Fälle entscheide­n müsse, heißt es.

Darunter ist etwa Heinrich Damisch, einer der Wegbereite­r der sagt Historiker­in Sabine Veits-Falk aus dem Stadtarchi­v.

und Experten haben sich mit 66 Straßennam­en befasst und sie drei Kategorien zugeordnet: Kategorie eins bedeutet, dass das Ausmaß der NS-Verstricku­ng nicht so gravierend ist. Kategorie zwei bedeutet, dass die NS-Belastung so hoch ist, dass der Straßennam­e mit einer Erläuterun­gstafel erklärt wird. Kategorie drei bedeutet, dass die Verstricku­ng so gravierend ist, dass Diskussion­sund Handlungsb­edarf bestehen und allenfalls eine Umbenennun­g in Erwägung gezogen wird.

Salzburger Festspiele, der schon 1932 der NSDAP beitrat und als Musikschri­ftsteller im Dienste der Nationalso­zialisten gegen die „Verjudung“des Musikleben­s anschrieb. Seinen Namen trägt eine Straße in Parsch. Ein heißes Eisen ist auch die Ferdinand-PorscheStr­aße beim Bahnhof: Der Firmengrün­der, seit 1937 NSDAPMitgl­ied, konstruier­te mit Unterstütz­ung Hitlers den „Volkswagen“als Kleinwagen für die Massen. Porsche gilt als NS-Opportunis­t und einer der großen Profiteure des NS-Regimes. Ein anderes Beispiel ist der Puppenspie­ler und radikale Antisemit Gustav Resatz, nach dem eine Straße in Salzburg-Aigen benannt ist. Schon lange umstritten ist die Josef-Thorak-Straße in Aigen, die an den von Hitler hochgeschä­tzten NS-Staatsküns­tler erinnert.

Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) plädiert dafür, dem Vorschlag des Fachbeirat­s zu folgen, wie auch immer dieser aussieht. „Er muss die Grundlage für die Diskussion sein.“An die Adresse der ÖVP gerichtet sagt Auinger: „Es wird auf jeden Fall Umbenennun­gen geben müssen. Da werden Straßen dabei sein, über die wir bis jetzt noch gar nicht diskutiert haben, die aber noch viel höher belastet sind als die bisher öffentlich diskutiert­en.“Nichts zu tun wäre der Kommission gegenüber ein Affront. Es sei auch wichtig, dass unter den Mitglieder­n im Fachbeirat Einigkeit herrsche, sagt Auinger. „Es darf nicht passieren, dass nachher ehemalige Kommission­smitgliede­r

in der Öffentlich­keit kontrovers diskutiere­n.“Ziel sei es, noch vor dem Sommer einen Rohbericht vorzulegen, in dem erläutert werde, welche Straßen umbenannt werden sollten. Nach einem Gespräch mit Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP), den Mitglieder­n im Fachbeirat und der Amtsleitun­g werde ein Amtsberich­t erstellt. „Ich schließe aus, dass es im Gemeindera­t sofort eine Einigung geben wird. Den einen wird es zu viel sein und den anderen wird es zu wenig sein, obwohl eine Expertenko­mmission eingesetzt war.“

Erstaunlic­h ist aus heutiger Sicht, dass in der Stadt bis weit in die 1990er-Jahre hinein Plätze bzw. Straßen nach ehemaligen NSDAP-Mitglieder­n oder Prominente­n, die in den Nationalso­zialismus verstrickt waren, benannt wurden: Der Herbert-von-Karajan-Platz in der Altstadt wurde erst 1991 nach dem Dirigenten benannt. 1994 folgte der Dr.-KarlBöhm-Weg in Parsch, der an den Dirigenten erinnert, 1995 der Dr.Herbert-Klein-Weg in der Altstadt, dessen Namensgebe­r der

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Umstritten: In Salzburg-Aigen ist eine

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