Salzburger Nachrichten

Die Straßen-Debatte wird nie ganz zu Ende sein

- THOMAS.HOEDLMOSER@SN.AT

Straßen umbenennen – das ist ein ungemütlic­hes Thema für die Stadtpolit­ik. Es ist stets mit Aufwand und Kosten verbunden. Und die Bewohner haben meist keine Freude damit, die gewohnte, alte Adresse aufzugeben.

Vor heiklen Entscheidu­ngen kann sich die Salzburger Stadtpolit­ik aber nicht mehr drücken, nachdem Historiker jahrelang die NS-Vergangenh­eit der Namensgebe­r aufgearbei­tet haben. Und mit einer „Schwamm-drüber-Politik“wäre die Causa wieder nur aufgeschob­en. Schon in den 1980er-Jahren gab es heftigen Streit um Namensgebe­r wie Karl Heinrich Waggerl und Tobi Reiser. Am Ende wurde von 23 umstritten­en Straßen nur eine umbenannt.

Weil damals das „lästige“Thema nur aufgeschob­en wurde, schlägt man sich jetzt erneut mit den NS-Straßennam­en herum. Am Ende wird sich die Politik bei leichteren Fällen mit Erläuterun­gstafeln begnügen. An mancher Umbenennun­g aber wird kein Weg vorbeiführ­en.

Ganz zu Ende sein wird die Auseinande­rsetzung mit der Geschichte freilich auch dann nicht. Denn abgesehen von NS-Straßennam­en gibt es andere Problemfäl­le: Was tun mit der Valkenauer­straße in Aigen – benannt nach einem Steinmetz, der 1487 im Auftrag der Stadt ein „Judensau-Relief“anfertigte? Was ist mit der Firmianstr­aße, wo doch der namensgebe­nde Erzbischof einst 20.000 Protestant­en aus dem Land gejagt hat? Die Frage, welche Namen auf öffentlich­en Plätzen zumutbar sind, wird die Stadt auch in Zukunft beschäftig­en.

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Thomas Hödlmoser

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