Die Straßen-Debatte wird nie ganz zu Ende sein
Straßen umbenennen – das ist ein ungemütliches Thema für die Stadtpolitik. Es ist stets mit Aufwand und Kosten verbunden. Und die Bewohner haben meist keine Freude damit, die gewohnte, alte Adresse aufzugeben.
Vor heiklen Entscheidungen kann sich die Salzburger Stadtpolitik aber nicht mehr drücken, nachdem Historiker jahrelang die NS-Vergangenheit der Namensgeber aufgearbeitet haben. Und mit einer „Schwamm-drüber-Politik“wäre die Causa wieder nur aufgeschoben. Schon in den 1980er-Jahren gab es heftigen Streit um Namensgeber wie Karl Heinrich Waggerl und Tobi Reiser. Am Ende wurde von 23 umstrittenen Straßen nur eine umbenannt.
Weil damals das „lästige“Thema nur aufgeschoben wurde, schlägt man sich jetzt erneut mit den NS-Straßennamen herum. Am Ende wird sich die Politik bei leichteren Fällen mit Erläuterungstafeln begnügen. An mancher Umbenennung aber wird kein Weg vorbeiführen.
Ganz zu Ende sein wird die Auseinandersetzung mit der Geschichte freilich auch dann nicht. Denn abgesehen von NS-Straßennamen gibt es andere Problemfälle: Was tun mit der Valkenauerstraße in Aigen – benannt nach einem Steinmetz, der 1487 im Auftrag der Stadt ein „Judensau-Relief“anfertigte? Was ist mit der Firmianstraße, wo doch der namensgebende Erzbischof einst 20.000 Protestanten aus dem Land gejagt hat? Die Frage, welche Namen auf öffentlichen Plätzen zumutbar sind, wird die Stadt auch in Zukunft beschäftigen.