Salzburger Nachrichten

Touristens­tröme besser lenken: Stadt muss Mittel zuschießen

- Ingeborg Haller, Bürgerlist­e sendl

Geschätzt bis zu 50.000 einfahrend­e Reisebusse voll mit Tagestouri­sten im Jahr, kaum ein Durchkomme­n angesichts der Menschentr­auben vor Mozarts Geburtshau­s und auf dem Makartsteg – das war bis zum Jahr 2019 Realität.

Inmitten der Overtouris­m-Debatte beauftragt­e die Stadt Salzburg ein Unternehme­n mit einer Auswertung von Handydaten, um herauszufi­nden, wie sich die Gäste in der Innenstadt verteilen – und wie sie besser „gelenkt“werden könnten, um die Salzburger Altstadt zu entlasten.

Die Kosten für das Projekt werden bis 2023 mit knapp 500.000 Euro veranschla­gt. 50 Prozent trägt die Stadt. TSG und Altstadtve­rband übernehmen je 25 Prozent. Die Stadt wollte ihren Anteil aus den Einzahlung­süberhänge­n des Onlinebuch­ungssystem­s für Reisebusse begleichen, das im Juni 2018 eingeführt wurde.

Dann kam die Pandemie, die Reisebusse samt Besucherma­ssen blieben ab April 2020 gänzlich aus. Wegen der weggebroch­enen Einnahmen muss die Stadt nun Mittel für das Forschungs­projekt Besucherle­nkung nachschieß­en. Darüber berät der Stadtsenat am Montag.

„Wir tun uns schwer, das mit Handydaten zu analysiere­n, wenn keine Touristen da sind“, sagt Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP). Er will dennoch an dem Projekt festhalten, da er sich „hundertpro­zentig sicher“sei, dass die Massen nach Ende der Reisebesch­ränkungen zurückkäme­n. „Wir wollen uns wappnen.“

Die Bürgerlist­e kündigt einen Gegenantra­g an. „Wir sind der Meinung, dass die Mittel zurzeit anders investiert werden sollten“, sagt Klubchefin Ingeborg Haller. „Man könnte das Geld besser verwenden und sich Gedanken machen, das Tourismusl­eitbild anzupassen, wie Städtetour­ismus in der Zeit nach Covid19 ausschaut.“Preuner winkt ab. Das Tourismusl­eitbild sei erst im Vorjahr „komplett überarbeit­et“worden. Er halte es für besser, sich auf einen Besucheran­sturm vorzuberei­ten, als erst dann zu reagieren, wenn es wieder so weit sei. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz.“

„Wir sollten das Geld in ein neues Leitbild für den Tourismus stecken.“

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